Im Alltag fällt es vielen Menschen schwer, Altes hinter sich zu lassen und Neues zu wagen. Bewusst oder unbewusst gibt man sich bestimmten Verhaltensmustern hin und ist in seinem Denken und Handeln gefangen. Oder man kann alte Dinge aus der Vergangenheit einfach nicht abschließen oder klammert sich an jemanden, der Abstand braucht. Auch im Berufsleben halten wir lieber fest, selbst wenn Loslassen der einzig richtige Weg wäre. Menschen neigen zu Gewohnheiten.
Ausdauer, Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen sind in vielen Situationen wichtige Ideale. Sie werden von der Gesellschaft von klein auf vermittelt. Für Menschen, die zu Burnout neigen, ist es aber auch eine große Gefahr, mit immer mehr Energie und Engagement in den Alltag zu gehen. Das krankhafte Festhalten an unrealistischen Träumen kann sogar krank machen. Psychosomatische Beschwerden, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Depressionen, Panikattacken, Wut- und Hassgefühle können auftreten.
Jedes Loslassen ist auch ein Aufbruch zu neuen Ufern. Meist gelingt das Loslassen erst, wenn wir beginnen, kleine Veränderungen im Alltag umzusetzen. Im Laufe eines Veränderungsprozesses sind viele kleine Abschiede zu bewältigen. Veränderung und Neuorientierung erfordern Mut. Die Kunst besteht darin, die richtige Mischung zwischen schnellem Aufgeben und krampfhaftem Festhalten zu finden. Am Ende gibt es auch eine Belohnung: Nur wer gelernt hat, loszulassen, kann gelassen werden.
Wie gelingt das Loslassen?
Jede Situation ist individuell und muss daraufhin untersucht werden, ob es Zwänge gibt, die zu einem bestimmten Verhalten führen. Wie ein Dritter sollte man sich im Alltag beobachten und sein Verhalten analysieren. Folgt man einem Automatismus oder kann man selbst entscheiden?
Wer bewusst lebt und immer wieder innehält, stellt sich Fragen: Muss das jetzt wirklich so sein? Muss ich jetzt so reagieren und mich so verhalten? Welche Ängste hindern mich daran, loszulassen? So halten viele Menschen an einer alten oder zerbrochenen Beziehung fest, weil sie Angst vor dem Alleinsein haben oder vielleicht keine Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen wollen. Sie hoffen und erwarten, dass der Partner die Defizite des eigenen Lebens ausgleicht. Leider funktioniert das auf Dauer nicht. Der Partner oder die Partnerin kann nicht vollständig für das eigene Lebensglück verantwortlich sein. Diese unrealistische Erwartungshaltung setzt den Partner unter großen Druck und führt meist zu Distanz, Streit und in vielen Fällen zu unglücklichen Trennungen. Wichtig ist eine positive Selbstwahrnehmung und Selbstliebe.
Oft sind Dinge heute sehr wichtig und morgen interessiert sich niemand mehr dafür. Deshalb sollte man sich nicht immer treiben lassen, sondern sich auch bewusst machen, dass sich die Dinge auch von selbst regeln können. In der Ruhe lernt man, seine wirklich wichtigen Bedürfnisse wahrzunehmen.
Beim Loslassen hilft es auch, verbindliche Termine zu setzen. Irgendwann muss Bilanz gezogen werden. Sonst macht man sich zu lange etwas vor und geht unrealistisch an den Alltag und die Ziele heran.
Um freier und gelassener zu werden, ist es hilfreich, sich darin zu üben, Dinge loszulassen. Entrümpeln Sie Ihre Wohnung und Sie werden feststellen, dass Sie vieles nicht mehr brauchen. Manchmal ist es wichtig, Platz im Leben zu schaffen.
Machen Sie sich bewusst, dass unser Leben große und kleine Abschiede bietet. Von Beginn unseres Lebens an müssen wir ständig Abschied nehmen, uns von jemandem oder etwas lösen. Vergänglichkeit gehört zum Leben dazu. Hilfreich beim Nachdenken und dem Ballast abwerfen sind auch Entspannungsmethoden wie Autogenes Training, Yoga oder Tai Chi. Aus einem entspannten Zustand heraus, lässt es sich meist leichter loszulassen.