Fast jeder Mensch leidet im Laufe des Lebens einmal unter Rückenschmerzen. Hexenschuss, Ischias und Bandscheibenvorfall sind unterschiedliche Erkrankungen, die viele Menschen betreffen.
Arthrose:
Arthrose ist die häufigste aller Gelenkkrankheiten und beschreibt den Zustand nach Zerstörung der Knorpelschicht eines Gelenks und den damit einhergehenden Knochenveränderungen. Das Risiko, an Arthrose zu erkranken, erhöht sich mit zunehmendem Alter. Auch an Wirbelkörpern kann Arthrose entstehen. Schweres Heben oder eine schlechte Körperhaltung fördern den Verschleiß an der Wirbelsäule und gelten als Hauptursachen für die Entstehung von Arthrose.
Bandscheibe:
23 Bandscheiben stellen flexible Verbindungen zwischen den Wirbeln dar. 25 Prozent der Wirbelsäule machen die Bandscheiben aus, die wie ein Stoßdämpfer fungieren und aus zwei Teilen bestehen: einem äußeren Faserring aus festen Bindegewebsfasern und einem Gallertkern im Innern. Weil Bandscheiben elastisch sind, puffern sie Bewegungen und Stöße und verhindern, dass die Wirbelgelenke aneinander reiben.
Bandscheibenvorfall:
Bei falschen und einseitigen Belastungen des Rückens kann der Knorpelring der Bandscheibe reißen, der Gallertkern drückt auf Rückenmark und Nerven und verursacht starke Schmerzen. Gerade 30- bis 50-Jährige leiden unter den Schmerzen. Vor allem Bewegungsmangel, einseitige Belastung und Schwäche der Bauch- und Rückenmuskulatur sind hier als häufige Ursache zu nennen. Mit abschwellend wirkenden Medikamenten und kurzzeitig eingesetzten Schmerzmitteln kommt man schnell wieder auf die Beine. Langfristig hilft regelmäßige Bewegung. Eine Operation ist meist nicht nötig.
Bewegung:
Rückengerechtes Verhalten im Alltag mit viel Bewegung ist die oberste Regel. Das kann ein Spaziergang von etwa 20 Minuten sein. Empfehlenswert sind Ausdauersportarten wie Schwimmen, Radfahren, Laufen, Walken und Nordic Walking. Gerade bei Menschen mit sitzenden Berufen bildet sich die Rücken- und Bauchmuskulatur zurück.
Bildgebende Verfahren:
Bei Untersuchungen des Rückens zählt die strahlungsfreie Kernspin- oder Magnetresonanztomographie (MRT) heutzutage zu den wichtigsten bildgebenden Verfahren. Bei MRT bringen starke Magnetfelder die Wasserstoffkerne im Körper zum Schwingen. Durch den unterschiedlichen Wasserstoffgehalt lassen sich die einzelnen Gewebe auf den entstehenden Schnittbildern gut voneinander abgrenzen (diagnostische Betrachtung von Weichteilen wie Bandscheiben, eingeengten Nerven, Tumoren oder entzündlichen Schwellungen). Beim Röntgen zeigen sich vor allem Abnutzungserscheinungen, Fehlstellungen und Brüche sowie feinste Veränderungen an Knochen. Ebenfalls mit Röntgenstrahlen arbeitet die Computertomographie (CT). Im Unterschied zum klassischen Verfahren nehmen Ärzte mithilfe einer kreisenden Röntgenröhre schichtweise Bilder auf. Dadurch entstehen viele Aufnahmen, welche jeweils einen Querschnitt der Wirbelsäule abbilden.
Chronische Rückenschmerzen:
Bestehen Rückenschmerzen auch nach Wegfall der akuten Ursache oder bestehen länger als drei Monate, spricht man von chronischen Schmerzen. In diesem Fall verliert der Schmerz seine ursprüngliche Funktion als Warnsignal und wird selbst zur Krankheit.
Degenerierte Bandscheibe:
Durch falsche Belastung, einseitige Bewegung und schlechte Haltung nutzen sich Bandscheiben ab. In der Folge üben sie ihre Funktion nur noch teilweise aus und das Risiko für einen Bandscheibenvorfall erhöht sich.
Entspannungstraining:
Rückenbeschwerden werden oftmals auch durch Stress im Alltag und dadurch entstehende Verspannungen ausgelöst. Yoga, Pilates und die progressive Muskelentspannung nach Jacobson helfen den Stress zu vermindern, Verspannungen abzubauen und Rückenschmerzen entgegenzuwirken.
Fehlbelastungen:
Ständige Fehlhaltungen und Fehlbelastungen führen oft zu Rückenproblemen. Häufig sind alltägliche Bewegungsabläufe die Ursache der schmerzlichen Probleme. Stundenlanges, krummes Sitzen am Schreibtisch und gebücktes Anheben von schweren Gegenständen sind Beispiele von Alltagsbewegungen, die von vielen Menschen täglich falsch ausgeführt werden. Daher kommen richtigen Verhaltensweisen im Alltag, wie beim Sitzen, Stehen oder Bücken, besondere Bedeutung zu.
Gymnastik:
Rückengymnastik erhöht die Beweglichkeit und stärkt langfristig die Rückenmuskulatur, welche die Wirbelsäule stützt und Wirbel und Bandscheiben entlastet. Spezielle Rückenübungen sind ein guter Weg, um dauerhaft einen gesunden Rücken zu behalten.
Halswirbelsäule:
Aus sieben Wirbeln besteht die Halswirbelsäule, die sich zwischen Kopf und Brustwirbelsäule befindet und den beweglichsten Teil der Wirbelsäule darstellt. Die beiden dem Schädel am nächsten liegenden Wirbel sind Atlas und Axis. Beide sind anders als die übrigen Wirbel geformt und ohne Bandscheibe miteinander verbunden.
Hexenschuss:
Völlig unerwartet tritt der Hexenschuss auf. Dieser wird in der Fachsprache Lumbago genannt. Schweres Heben, eine falsche Bewegung oder eine abrupte Drehung sorgen für plötzliche unerträgliche Rückenschmerzen. Vorwiegend zeigt sich der durch gereizte Nerven ausgelöste Schmerzzustand in der Lendenwirbelsäule oder in wenigen Fällen auch im Nacken. Als Sofortmaßnahme hilft am besten die Stufenlagerung. Sie entlastet die Wirbelsäule. Dafür auf den Rücken legen, Unterschenkel auf einem Stuhl platzieren, sodass die Knie einen rechten Winkel bilden. Nach etwa einer Viertelstunde wieder langsam bewegen. Bekannte Hausmittel wie Heizdecken, Kirschkernkissen oder Wärmeflaschen fördern effektiv die Durchblutung der Rückenmuskulatur. Meist klingen die Beschwerden nach drei bis vier Tagen wieder ab. Bleiben die Schmerzen bestehen, dann sollte ein Orthopäde aufgesucht werden.
Hohlrücken:
Beim Hohlrücken wölbt sich die Lendenwirbelsäule aufgrund schlecht trainierter Bauch- oder Rückenmuskulatur nach vorn. Ein Hohlkreuz kann durch Bewegungsmangel und durch langes Sitzen begünstigt werden. Schuhe mit hohen Absätzen und eine Schwangerschaft belasten die Lendenwirbelsäule zusätzlich. Abhilfe schaffen Rückengymnastik, Pilates, Yoga und Übungen zur Stärkung von Rücken- und Bauchmuskeln.
Ischias:
Ischiasschmerzen gehen meist auf einen Bandscheibenvorfall oder starke Verspannungen zurück, wodurch der Ischias, der Hauptnerv der Beine, gereizt wird. Typisch sind stechende Schmerzen und Taubheitsgefühle vom Kreuz über das Gesäß ins Bein, häufig nach einer abrupten Bewegung. Ischiasbeschwerden gelten nicht als eigenständige Erkrankung, sondern als Symptom. Bei leichten Erkrankungen können oft Wärmebehandlungen helfen, während bei Bandscheibenvorfällen minimalinvasive Therapien zum Einsatz kommen.
Knochendichtemessung:
Anwendungsgebiet der Knochendichtemessung ist die Osteoporose-Diagnostik und die Bestimmung des Frakturrisikos. Die Messungen erfolgen mit Röntgenwellen, die nur einen einzigen Strahl erfordern, sodass die Belastung nur ein Siebzigstel einer normalen Röntgenuntersuchung beträgt.
Künstliche Bandscheibe:
Bei fortgeschrittener Bandscheibendegeneration mit starken chronischen Schmerzen kommt eine künstliche Bandscheibe in Betracht. Zwei Metallplatten mit einem dazwischen liegenden beweglichen Gleitkern aus Kunststoff bilden die Prothese, welche nach dem Eingriff fest mit den Wirbeln zusammenwächst. Ein großer Vorteil der künstlichen Bandscheibe besteht darin, dass im Gegensatz zur Versteifungsoperation die Wirbelsäule weiterhin flexibel bleibt.
Lendenwirbelsäule:
Als Lendenwirbelsäule wird der untere Abschnitt der Wirbelsäule bezeichnet. Diese beinhaltet nur fünf Lendenwirbel. Dennoch stellt der untere Teil des Rückgrats die anfälligste Partie dar, da sie die Basis des Oberkörpers bildet und als solche durch den aufrechten Gang extremer Belastung unterliegt. So treten Bandscheibenvorfälle am häufigsten im Lendenbereich auf.
Minimalinvasive Therapien:
Anstelle großer, offener Eingriffe wenden Mediziner heute minimalinvasive oder neurochirurgische Therapiekonzepte an. Diese dauern nur 40 bis 60 Minuten, ermöglichen kurze stationäre Aufenthalte sowie eine schnelle Rehabilitation. Neuroradiologen können mithilfe bildgebender Verfahren wie der Computer- oder Magnetresonanztomographie Schmerzmittel punktgenau injizieren.
Osteoporose:
Eine Stoffwechselerkrankung des Knochens, die zu einer sukzessiven Verringerung der Knochendichte bei gleichzeitiger Verminderung der Stabilität und Elastizität des gesamten Skeletts führt. Große Schmerzen verursachen poröse Knochen besonders im Bereich der Wirbelsäule. Neben medikamentöser Behandlung können Wirbelkörper mittels Einspritzung von Knochenzement wieder aufgebaut werden. Daneben schützt körperliche Aktivität vor Knochenschwund.
Physiotherapie:
Auch früher als Krankengymnastik bekannt, hilft Physiotherapie die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des Körpers mithilfe gymnastischer Übungen wiederherzustellen. Die Behandlungen werden von Physiotherapeuten durchgeführt.
Rundrücken:
Ein Rundrücken entsteht bei einem ständig gebeugten Arbeiten am Schreibtisch. Die Brustmuskeln verkürzen sich, Nacken-, Kiefer und Schultermuskeln werden überlastet. Auch die Erkrankung Morbus Scheuermann kann einen Rundrücken verursachen. Dynamisches Sitzen hilft dagegen. Ellenbogen- und Kniegelenke im rechten Winkel halten, öfter das Gewicht verlagern und die Brust nach vorn strecken sowie mindestens einmal in der Stunde aufstehen. Mit Rückengymnastik sollte zudem die Rumpfmuskulatur gestärkt werden.
Rückenschule:
Ziel der Rückenschule ist es, die relevanten Muskelgruppen zu stärken und so die Wirbelsäule zu entlasten, da die Muskulatur mit zunehmendem Alter als Stütze der Wirbelsäule immer wichtiger wird. Neben den regelmäßigen Übungen wird auch das Bewusstsein für eine rückenfreundliche Haltung und regelmäßige Bewegung im Alltag gefördert. Kurse werden von Fitnessstudios, Krankenkassen, Volkshochschulen, Ergotherapeuten und Physiotherapeuten angeboten.
Skoliose:
Als Skoliose bezeichnet man eine Seitenverbiegung der Wirbelsäule mit gleichzeitiger Verdrehung der Wirbelkörper, die nicht mehr vollständig aufgerichtet werden kann. Dadurch kann das Atmen erschwert sein, die rechte Herzkammer muss stärker arbeiten und der Rücken schmerzt. Folge ist eine deutlich eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit. Die eigentliche Ursache der Skoliose ist in den meisten der Fälle unbekannt. Leichte Skoliosen brauchen keine Behandlung. In mittelschweren Fällen hilft Krankengymnastik oder eine Korsettbehandlung. Starke Verkrümmungen müssen operativ begradigt werden.
Spinalkanalstenose:
Verengungen des Wirbelkanals werden mit dem Begriff der Spinalen Stenose bezeichnet. Meist treten diese bei älteren Menschen im Bereich der Lendenwirbelsäule auf und entstehen durch Verschleiß und Bandscheibenerkrankungen. Nerven werden eingeklemmt und lösen bei Bewegungen wie Gehen oder Treppensteigen heftige Schmerzen aus.
Verspannung:
Rückenschmerzen lassen sich auch auf Muskelverspannungen zurückführen. Gründe für Verspannungen sind vor allem langes Sitzen am Computer und fehlender Bewegungsausgleich. Ebenfalls stellt Dauerstress eine häufige Ursache für Verspannungen dar. Gegen Verspannungen helfen meist Massagen, Wärmeanwendungen und Entspannungsübungen zum Stessabbau.
Verschleiß:
Neben Bandscheiben nutzen sich auch Wirbelgelenke mit der Zeit ab. Schäden an den kleinen Gelenken können Nerven reizen und dadurch Schmerzen verursachen. Einseitiger oder übermäßiger Verschleiß führt häufig zu Fehlstellungen oder Wirbelgleiten. Zur Vorbeugung helfen gezielte Rückenübungen, welche die Muskulatur stärken und dadurch die Wirbelsäule entlasten.
Wirbelsäule:
Die Wirbelsäule ist die zentrale Stütze unseres Körpers und besteht aus insgesamt 34 Wirbeln. Die wie ein „S“ geschwungene Form der Wirbelsäule verleiht dem Körper nicht nur notwendige Stützkraft für aufrechten Gang, sondern gleichzeitig ein hohes Maß an Elastizität.
Wirbelsäulenvermessung:
Bei der 4-D-Wirbelsäulenvermessung handelt es sich um ein optisches Messverfahren, welches bei chronischen Rückenschmerzen, Wirbelsäulenfehlstellungen und -verformungen zum Einsatz kommt. Mit einem Spezialgerät wird Lage und Form der Wirbelsäule millimetergenau vermessen. Im Gegensatz zur klassischen 3-D-Vermessung ermöglicht das 4-D-Verfahren zusätzlich die Aufzeichnung von kurzen Bewegungssequenzen.
Züchtung von Bandscheibengewebe:
Verengter Wirbelkanal, stark abgenutzte Bandscheiben und starke Schmerzen. Sind alle Behandlungen fehlgeschlagen, dann gibt es durch die Züchtung von Bandscheibengewebe eine neue Hoffnung für viele Patienten. Mit einer dünnen Kanüle wird eine winzige Menge Bandscheibengewebe dem Patienten entnommen. Dies wird zu einem speziellen Labor geschickt und dort in eine Nährlösung gelegt. Daraus wird neues Bandscheibengewebe gezüchtet. Per Spritze werden die neuen Zellen dann in die Bandscheibe injiziert, wo sie sich weiter vermehren und den Puffer wieder auf die ursprüngliche Höhe bringen.