Wer kennt das nicht? Schon im Kindes- und Jugendalter trichtern Eltern ihren Sprösslingen gut gemeinte Ratschläge ein. Auch beim Thema Kinderkriegen gibt es viele Tipps, an die man sich halten soll. Manche Aussagen sind jedoch nicht richtig und führen in späteren Jahren oft dazu, dass beispielsweise Paare mit einem unerfüllten Kinderwunsch nicht zum Arzt gehen und ihnen so Wege zum Wunschkind verschlossen bleiben.
Wer jahrelang die Pille nimmt, kann später schwerer schwanger werden
Das kann so nicht bestätigt werden, wie eine Studie mit 60.000 Frauen bewiesen hat. Frauen, die jahrelang die Pille genommen haben, können nach dem Absetzen des Verhütungsmittels genauso schnell Nachwuchs bekommen wie künftige Mütter, die keine Verhütungsmittel verwendeten. Bei gewissen Patientinnen mit Zyklusstörungen kommt es durch die Ruhigstellung der Eierstöcke zu einer künstlichen Harmonisierung des Hormonhaushalts. Nach Absetzen der Pille verzeichnen Frauen gerade dadurch häufiger eine Schwangerschaft, wenn keine anderen organischen oder hormonellen Ursachen zugrunde liegen.
Mobiltelefone und WLAN verursachen Unfruchtbarkeit
Über die Mobiltelefonstrahlung und ihre gesundheitlichen Folgen wird schon seit langem kontrovers diskutiert. Die einen sprechen von Panikmache und die anderen warnen vor Spätfolgen, die den Organismus beeinträchtigen. Unbestritten sendet das Mobiltelefon eine erhebliche Strahlung aus. Doch selbst Handynutzer, die mehr als vier Stunden pro Tag telefonieren, konnten Spermienzahlen vorweisen, die im normalen Bereich lagen.
Das Gewicht ist für eine Schwangerschaft unbedeutend
Nein, denn sowohl Über- als auch extremes Untergewicht können Hormonstörungen verursachen, die den weiblichen Zyklus durcheinander bringen. Extremes Untergewicht oder auch übermäßige sportliche Betätigung, wie Extrem-Bodybuilding oder Extremausdauersport, verhindern den Eisprung und können sogar zum Ausbleiben der Periode führen. Bei Männern mit starkem Untergewicht können Libido und Qualität der Spermien nachlassen. Vermehrtes Fettgewebe bei der Frau wiederum führt zur überschüssigen Bildung von männlichen Hormonen und verhindert auch hier den Eisprung. Als Faustregel gilt maximal 15 Prozent unter- oder oberhalb des Idealgewichts.
Heiße Bäder schaden dauerhaft der Fruchtbarkeit
Temperaturen, die über der Körpertemperatur liegen, beeinflussen die Spermienqualität, die Beweglichkeit und Anzahl der Spermien. Jedoch nehmen die Spermien dadurch keinen dauerhaften Schaden. Wer sich jedoch aktuell ein Kind wünscht, sollte zu heiße Bäder, häufiges Saunieren und die Sitzheizung im Auto meiden.
Fruchtbarkeit nimmt erst ab dem 40. Lebensjahr ab
Nein, da die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau schwanger wird, bereits ab dem 25. Lebensjahr langsam abnimmt. Ab Mitte 30 wird die Wahrscheinlichkeit noch verstärkt. Bei Frauen um die 40 sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei ungeschütztem Verkehr auf 10 bis 15 Prozent.
Solange eine Frau stillt, kann sie nicht schwanger werden
Stillen kann eine Schwangerschaft verhindern, muss aber nicht. Es ist nur unter sehr eingeschränkten Voraussetzungen eine zuverlässige Verhütungsmethode. Stillen beeinflusst den Hormonhaushalt, weil der weibliche Körper vermehrt ein Hormon bildet, welches die Milchbildung anregt. Gleichzeitig verhindert es die Bildung von Hormonen, welche die Reifung der Eizellen und den Eisprung steuern. In der Folge sinkt die Empfängnisbereitschaft. Einiges hängt auch davon ab, ob die Geburt nicht länger als sechs Monate zurückliegt, es nach der Geburt noch keine Menstruationsblutung gegeben hat und eine bestimmte Stillfrequenz gegeben ist. Frischgebackene Mütter, die sich aktuell kein Kind wünschen, müssen ganz normal verhüten.
Eine Schwangerschaft braucht Zeit
Nur teilweise gilt diese Aussage. Die Erfolgsrate für eine natürliche Schwangerschaft pro Zyklus beträgt durchschnittlich 25 bis 30 Prozent und damit benötigen Paare mit Kinderwunsch mehrere Versuche, bis sich ein Erfolg einstellt. Klappt es mit der Schwangerschaft nicht innerhalb eines Jahres, liegen die Erwartungen für eine erfolgreiche Empfängnis nur noch bei 50 Prozent, nach vier Jahren sogar nur noch bei 5 Prozent. Betroffene sollten deshalb einen Spezialisten für Kinderwunschbehandlungen schon nach einem Jahr aufzusuchen, sich umfassend untersuchen und über moderne Methoden der medizinischen Unterstützung beraten lassen.
Von Unfruchtbarkeit sind nur wenige Paare betroffen
Nach Statistiken sind etwa 15 Prozent aller Paare im fortpflanzungsfähigen Alter in Deutschland ungewollt kinderlos. Zwischen Mann und Frau sind die Ursachen meist zu gleichen Teilen verteilt. Bei Männern werden oft nicht genug Spermien gebildet oder diese sind zu wenig beweglich. Frauen haben häufig Störungen im Hormonhaushalt, in der Funktion der Eileiter oder der Gebärmutter. Neben körperlichen Ursachen beeinflusst auch eine ungesunde Lebensweise die Fruchtbarkeit. Der übermäßige Konsum von Nikotin und Alkohol, eine ungesunde Ernährung und Umweltgifte können einer möglichen Schwangerschaft im Weg stehen.
Am Tag des Eisprungs besteht die größte Chance, schwanger zu werden
Nein, denn nur etwa 18-24 Stunden gilt das Ei nach dem Eisprung als befruchtungsfähig. Findet beispielsweise der Eisprung morgens und der Geschlechtsverkehr abends statt, kann es zur Befruchtung schon zu spät sein. Spermien können mehrere Tage in der Gebärmutter verweilen und deshalb zur Steigerung der Schwangerschaftschancen am besten bereits zwei Tage vor dem Eisprung miteinander schlafen. Somit befinden sich die Spermien zum Zeitpunkt der fruchtbarsten Tage im Körper der Frau.