Schwere und müde Beine und Schwellungen: Krampfadern können Störungen im Blutkreislauf verursachen und den Druck auf die Venen erhöhen. Blutstau in den Beinen gilt als eine typische Folge von Venenleiden. Bei Problemen mit der Blutzirkulation erweist sich Kompression als wichtige Form der Behandlung. Als Ziel einer Kompressionstherapie werden die Venen gestärkt. Dabei wird der Blutstrom beschleunigt, der Venendruck gesenkt und der Stoffwechselaustausch im Gewebe verbessert.
Wie funktioniert Kompression?
Mithilfe von speziellen medizinischen Kompressionsstrümpfen entsteht ein gleichmäßiger äußerer Druck, der nach unten zunimmt. Durch den Druck des Strumpfes wird der Venendurchmesser verengt. Dadurch können die Venenklappen wieder schließen, außerdem erhöht sich die Fließgeschwindigkeit des Blutes. Durch den besseren Rückfluss des Blutes zum Herzen wird die Gefahr der Bildung von Blutgerinnseln oder Thrombosen geringer. Der verbesserte Stoffwechsel wirkt zusätzlich der Bildung von offenen Beinen entgegen. Durch den Druck von außen tritt weniger Gewebsflüssigkeit aus. Somit leistet der Strumpf auch bei der Behandlung von Lymphödemen und Thrombose gute Dienste.
Was hat es mit dem Druck auf sich?
Der durch medizinische Kompressionsstrümpfe ausgeübte Druck soll die erweiterten Venen auf ein Fünftel bis ein Drittel ihres Durchmessers einengen. Die Venenklappen schließen dadurch besser und die Muskelpumpe wird unterstützt. So wird Stauungen vorgebeugt und die Venen werden vor weiterer Überdehnung geschützt. Das Blut gelangt besser und schneller zum Herzen. Kompressionsstrümpfe werden vom Arzt verordnet und in der Apotheke bzw. im Sanitätshaus angepasst.
Es gibt vier Kompressionsklassen, die je nach Grad der Erkrankung angewendet werden. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen in der Festigkeit des Materials, also in dem Druck, der auf die Venen ausgeübt wird.
Klasse I: Bei Schwere und Müdigkeitsgefühl in den Beinen, bei leichter Krampfaderbildung oder bei beginnendem Krampfaderleiden (Varikose) während der Schwangerschaft.
Klasse II: Bei stärkeren Beschwerden, ausgeprägten Krampfadern, leichten Schwellungen, nach oberflächlichen Venenentzündungen, bei stärkeren Entzündungen während der Schwangerschaft, nach Verödungsbehandlungen oder Operationen.
Klasse III: Bei chronischer Veneninsuffizienz, nach Thrombose, bei Hautveränderungen und nach Abheilen von Unterschenkelgeschwüren.
Klasse IV: Bei schwereren Krankheitsbildern als für Klasse III sowie bei Lymphödemen. (Bei Lymphödemen werden vor allem Strümpfe mit Naht angewendet.)
Wann darf die Kompressionstherapie nicht angewendet werden? Bei fortgeschrittener arterieller Verschlusskrankheit, bei schweren Störungen der Herzfunktion, bei nässenden Hautkrankheiten sowie schweren Störungen der Nervenfunktion in Armen und Beinen. Bei primär chronischer Polyarthritis sollte der Arzt über eine mögliche Therapie entscheiden.
Was kann der Patient zusätzlich tun?
Viel Bewegung, am besten Gymnastik, aber auch Sportarten wie Schwimmen, Radfahren und Wandern verbessern zum einen den Bluttransport in den Beinen, zum anderen entlastet jedes abgebaute Kilo Übergewicht die Venen. Besonders Wassersportarten wie Schwimmen und Aquagymnastik erweisen sich als optimal für die Venen. Ähnlich den Kompressionsstrümpfen entlastet der Wasserdruck geschwächte Venen, verbessert so die Blutzirkulation und regt den Abtransport von Flüssigkeiten im Gewebe an. Mehrmals täglich sollten die Beine für 5 bis 10 Minuten hochgelegt werden. Kalte Fußduschen (3-5 Minuten) und das Tragen von Einlagen beim Senk-Spreizfuß sind ebenfalls empfehlenswert.
Die Einnahme spezieller Venenpräparate oder das Einreiben mit Cremes oder Gelen können eine Kompressionstherapie nicht ersetzen. Diese Maßnahmen sind eher als Ergänzung zur Therapie zu verstehen und können bei Venenbelastungen ohne krankhafte Veränderungen zum Einsatz kommen. Defekte Venenklappen werden durch die Maßnahmen nicht repariert, sodass ein Blutstau durch entsprechende Substanzen nicht verhindert werden kann.
Wo bekommt man medizinische Kompressionsstrümpfe?
Die Strümpfe gibt es im Sanitätsfachhandel, Apotheken, Facharztpraxen und in Fachkliniken. Das geschulte Personal dort berät und misst exakt die Beine der Patienten, bevor die passende Größe ausgesucht wird. Verschrieben werden die Strümpfe vom Arzt. Die Krankenkassen erstatten den Großteil von mindestens zwei Paar pro Jahr, in Sonderfällen auch vier Paar pro Jahr, allerdings muss in diesen Fällen eine ärztliche Begründung vorliegen. Bei regelmäßigem Tragen hält die medizinische Wirkung etwa ein halbes Jahr an. Danach lässt die Festigkeit nach. Die Strümpfe können von Hand oder in der Waschmaschine gewaschen werden, manche sind sogar für Trockner geeignet.
Wann werden medizinische Kompressionsstrümpfe maßgefertigt?
Nach einer Venenoperation ist die exakte Passform besonders wichtig. Zudem sind Maßanfertigungen angezeigt bei ungewöhnlichen Körperproportionen, unterschiedlichen Kompressionsklassen beider Beine oder bei ganz speziell benötigter Druckverteilung.
Wer sollte medizinische Kompressionsstrümpfe vorbeugend tragen?
Das vorbeugende Tragen von medizinischen Kompressionsstrümpfen ist bei allen Menschen angebracht, die viel stehen, sitzen oder reisen oder die genetisch vorbelastet sind. Bei besonderen Belastungssituationen, wie lange Flugreisen oder langes Stehen auf Messen, wird das Tragen der Strümpfe auch Venengesunden zur Vorsorge empfohlen. Achten Sie beim Kauf im Fachhandel darauf, dass Fachkräfte den Strumpf genau an das Bein anpassen. Nur bei einem faltenfreien Anliegen wirkt die Kompression optimal. Kompressionsstrümpfe sind als Kniestrümpfe, Schenkelstrümpfe oder Strumpfhosen erhältlich. Es gibt sie in vielen Standard- und Trendfarben. Moderne Hightech-Faser sorgen für ein angenehmes Tragegefühl und eine ansprechende Optik.
Bei einer akuten Entzündung im Bein oder bei einer arteriellen Durchblutungsstörung dürfen Kompressionstrümpfe nur bedingt zum Einsatz kommen. Eine genaue Abklärung mit dem Arzt ist hierbei unerlässlich.