Tinnitus ist oft ein Pfeifton. Es kann aber auch ein Zischen, Hämmern, Rauschen oder gemischte Töne sein. Tinnitus-Formen können vielfältig sein. Tinnitus kann kurzzeitig auftreten, länger bleiben, aber auch chronisch werden. Bei Tinnitus gibt es einige falsche Annahmen.
Tinnitus ist der medizinische Fachausdruck für Ohrgeräusche oder Ohrensausen. Viele verstehen Tinnitus fälschlicherweise als Krankheit, doch tatsächlich handelt es sich lediglich um ein Symptom. Es ist eine persönlichkeitsbedingte und vor allem durch Lebensumstände erworbene Störung des Autonomen Nervensystems, die sich im Hörorgan als Pfeifen, Rauschen, Zischen oder Summen erlebt und auch in anderen Organen äußert. Deshalb kommt Tinnitus auch nie isoliert vor, sondern tritt immer in Kombination mit anderen Störungen gleicher Ursache auf. Nach Schätzungen hat jeder vierte Deutsche dieses Phänomen schon mal wahrgenommen.
Tinnitus ist ein Symptom, dass oft auch in Folge von Stress auftritt. Stress ist trotz dem Glauben von vielen Menschen nicht die Hauptursache für das Pfeifen im Ohr. Diese liegen fast immer woanders. Ursachen können ein Knalltrauma, Hörsturz, Innenohrerkrankungen, Vireninfektionen und Schwerhörigkeit sein. Hinzukommen können Anspannungen der Nacken- und der Kaumuskulatur und Schleimhautschwellungen im Nasennebenhöhlenbereich. Daneben weitere Störungen, wie erhöhter Blutdruck und Cholesterinspiegel.
Aber diese persönlichkeitsbedingten Eigenschaften reichen für einen Tinnitus, Hörsturz oder Meniére'sche Erkrankung noch nicht aus. Es müssen belastende Lebensumstände hinzukommen, die Daueranspannungen bewirken. Wenn die Gesamtanspannung ein gewisses Maß überschreitet, treten sogenannte Bereitstellungsreflexe in Kraft, die zu den oben genannten Störungen führen. Fachleute unterscheiden zwischen akuten und chronischen Tinnitus. Bei einer Dauer von bis zu drei Monaten wird von einem akuten Tinnitus gesprochen. Halten die störenden Ohrgeräusche länger an, leiden Patienten an der chronischen Form.
Therapieansätze
Wird bei der Therapie nur Wert auf rein symptomorientierte Behandlungen gelegt, dann rückt der Erfolg in der Behandlung meist in weiter Ferne. Besser gilt es die Ursachen zu ergründen und diesen entgegenzuwirken. Ist der Tinnitus erst einmal chronisch, muss der Betroffene sich mit ihm arrangieren. Es gibt leider immer noch genügend Fälle, wo trotz der Therapie keine Hilfe erreicht wird. Trotz allem gibt es Therapieansätze, bei denen psychologische und verhaltenstherapeutische Maßnahmen, spezielle Hörtrainings sowie Entspannungs- und Bewegungstherapien zum Einsatz kommen. Die Behandlungsmethode „Tinnitus-Retraining-Therapie“ zur Linderung des chronischen Tinnitus wurde von Jastreboff und Hazell entwickelt. Die Therapie zielt auf die Verarbeitung des Tinnitus im zentralen Nervensystem ab. Neben der Aufklärung und Beratung beruht die Therapie auf einer Hörtherapie. Dabei kann dem Tinnitus-Betroffenen ein bestimmtes Hörgerät (Tinnitus-Noiser oder Tinnitus-Masker) zur Verfügung gestellt werden, das ein leises und wenig störendes Geräusch erzeugt. Unterstützend gibt es eine psychotherapeutische Begleitung, um den Umgang mit dem Ohrgeräusch zu erleichtern.
Zu Beginn einer Behandlung erfolgt oft auch eine medikamentöse Behandlung, bei denen die Medikamente entweder als Tablette oder intravenös verabreicht werden. Medikamentöse Behandlungen von chronischem Tinnitus sind jedoch umstritten. Genauso wie zahlreiche alternative Behandlungsmethoden, bei denen in den meisten Fällen kein wissenschaftlich begründeter Wirknachweis vorliegt.
Darf man mit Tinnitus fliegen?
Flugreisen sind mit Tinnitus grundsätzlich möglich und haben in der Regel keine negative Auswirkung auf die Ohrgeräusche. Allerdings raten Ärzte zur Vorsicht, wenn zusätzlich eine Ohrenentzündung besteht. Wer unter Tinnitus leidet und gerne fliegen möchte, fragt am besten seinen Arzt um Rat.
Psychologische Hilfe und Selbsthilfegruppen
Ein wichtiges Hilfsmittel gegen Tinnitus ist der mentale Ansatz: Den Tinnitus zu akzeptieren, sich nicht auf ihn zu konzentrieren, sondern ihn so gut wie möglich aus dem Alltag zu verdrängen. So lässt sich Tinnitus vorbeugen. Den Betroffenen kann auch psychologische Hilfe und der Austausch in einer Selbsthilfegruppe beim Umgang mit Tinnitus unterstützen. In einer Selbsthilfegruppe findet ein Betroffener Gemeinschaft mit Menschen, die das eigene Problem kennen und teilen, man kann sich austauschen, von der mitunter größeren Erfahrung anderer profitieren und auch ganz praktische Tipps und Hilfen bekommen und geben.
So lässt sich Tinnitus vorbeugen
- Reduzieren Sie den Stress und nehmen Sie regelmäßige Auszeiten
- Meiden Sie Lärmquellen und plötzliche Knalltraumen, wie Silvesterknaller
- Verwenden Sie Gehörschutz bei unvermeidbarem Lärm in Beruf und Freizeit
- Verzichten Sie auf den Dauergebrauch eines MP3-Players und stellen Sie die Geräte auf geringe Lautstärke
- Lernen Sie Entspannungsmethoden zur Stressbewältigung
- Verbessern Sie Ihren Gesundheitszustand durch regelmäßige Bewegung und Sport