Menschen sammeln gerne. Oft als Leidenschaft bei einem Hobby oder als Kontrast zu der Wegwerfgesellschaft. Eigentlich eine gute Sache. Doch für manche Menschen wird das Horten von Gegenständen zur Sucht. Zwanghaftes Sammeln führt zum Vermüllen der Wohnung, denn sich von Dingen zu trennen, fällt ihnen schwer.
Außenstehende haben dann schnell die Meinung parat, dass der Messie sich einfach mehr zusammen reißen müsste und mit dem Aufräumen beginnen sollte. Doch Betroffene sind nicht unbedingt faul und schlampig. Es handelt sich um eine tiefgreifende Zwangsstörung, die meist mit anderen Problemen einhergeht, wie beispielsweise Depressionen oder Beziehungsschwierigkeiten.
Definition
Der Begriff Messie-Syndrom (von dem englischen Begriff mess = Unordnung) bezeichnet eine stark ausgeprägte Unfähigkeit von Menschen, das Alltagsleben zu organisieren und die private Wohnung ordentlich zu halten. Messies sind Menschen, die Schwierigkeiten haben, Entscheidungen zu treffen und Prioritäten zu setzen. Sie verlieren sich in ihren Überlegungen und leiden unter dem Gefühl, nie fertig zu werden. Ein zwanghaftes Sammeln und Horten von Gegenständen mit fraglichem Nutzwert ist gegeben. Äußerlich kann hierbei ein Messie unauffällig und nicht vermüllt sein. Doch im Privaten sind ein inneres Gefühlchaos und ungelöste Konflikte vorhanden. Als Begleitsymptome kann auch eine soziale Isolation und erhebliche Selbstwertzweifel und Schamgefühle vorhanden sein. Jeder kann sich sein Leben und seine Wohnung einrichten, wie er möchte. Doch Leidensdruck entsteht, sobald durch Scham niemand mehr in die Wohnung gelassen werden kann.
Wer kann betroffen sein?
Das Messie-Syndrom tritt in allen sozialen Schichten, Einkommens- und Altersklassen auf. Es gibt verschiedene Ausprägungen und nur ein gewisser Teil der Betroffenen lebt zwischen den Kartons und Abfällen. Häufig sind Betroffene gesellschaftlich besonders engagiert, um ihre Probleme im privaten Bereich zu kompensieren. Eigenständig kann sich das Messie-Syndrom entwickeln, aber es kann auch ein Teil verschiedener psychiatrischer Krankheitsbilder (Depression, Zwangserkrankung, Sucht, Psychose) sein.
Hilfen
Personen, die unter einem Messie-Syndrom leiden, brauchen in den meisten Fällen Hilfe von außen. Die Hilfe sollte sich aber nicht auf eine einmalige Aufräum- und Entrümpelungsaktion oder eine gelegentliche Haushaltshilfe beschränken, sondern die psychischen Hintergründe müssen einbezogen werden. Vermeintlich gut gemeinte Aufräumarbeiten können Betroffene in psychische Krisen bringen, da sie emotionale Gefühle an den gehorteten Gegenständen haben könnten. Das Innere Chaos muss ebenfalls beseitigt werden. Die Gefahr eines Rückfalls und dem erneuten Vermüllen der Wohnung oder das Flüchten in andere Süchte ist zu groß.
Angehörige oder Freunde eines Messies sollten dem Betroffenen keine Vorwürfe für seine Situation machen, sondern moralische Unterstützung anbieten. In den meisten Fällen ist professionelle Hilfe durch Einbezug von Selbsthilfegruppen und Therapeuten angebracht.
Therapiemaßnahmen
Der Messie-Syndrom Betroffene sollte den Willen haben, etwas an der eigenen Situation verändern und Hilfe annehmen zu wollen. Mithilfe einer Verhaltenstherapie können Messie-Syndrom Betroffene ihre inneren Zwänge umwandeln und ihr Handeln verändern. In einer professionellen psychotherapeutischen Therapie geht es darum, die betroffene Person in die Lage zu versetzen, sich besser zu organisieren und sie auch psychisch zu stärken. Je nach Fall können einzelne Maßnahmen ausreichen, um Ordnung in das Leben des Betroffenen zu bringen. Oder es Bedarf eines Maßnahmenbündels, da das zwanghafte Horten nur eine Begleiterscheinung und Folge von Erkrankungen ist, die einer eigenständigen Behandlung bedürfen.
Beim Messie-Syndrom ist oft ein schrittweises Vorgehen sinnvoll. Beharrlichkeit und Geduld ist gefragt. Selbsthilfegruppen können Verständnis bei Betroffenen und auch Angehörigen fördern und dadurch den Umgang mit der Störung erleichtern.