Allergische Erkrankungen der Atemwege haben weltweit in den letzten Jahren enorm zugenommen. Besonders besorgniserregend ist die Häufigkeit von Asthma bronchiale, einer chronischen Entzündung der Atemwege. Experten schätzen, dass in Deutschland mehr als 4 Mio. Menschen darunter leiden. Bei Kindern ist Asthma sogar die am häufigsten auftretende chronische Erkrankung. Rund eine Million Kinder sind davon betroffen, Jungen leiden doppelt so häufig an Asthma wie Mädchen. Sind Mädchen betroffen, dann leiden sie jedoch häufiger als Jungen auch als Erwachsene noch an Asthma.
Erfreulicherweise verliert sich Asthma bei ungefähr der Hälfte der Kinder mit dem Ende der Pubertät. Die Krankheit gilt bei Erwachsenen zwar immer noch nicht als heilbar, aber mittlerweile gut behandelbar. Asthma muss keinen folgenschweren Verlauf mit lebensbedrohlichen Komplikationen nehmen. Mit vorbeugenden Maßnahmen und unterstützt durch ärztliche Behandlung können die Beschwerden meist unter Kontrolle gehalten und zum Teil auch dauerhaft günstig beeinflusst werden.
Was genau ist Asthma?
Beim Asthma bronchiale handelt es sich um eine chronische Entzündung und Überempfindlichkeit der Atemwege mit wiederholten Anfällen von Atemnot, Husten und Kurzatmigkeit. Charakteristisch ist eine Überempfindlichkeit der Atemwegsschleimhaut auf verschiedene Reize. Man unterscheidet zwischen allergischer sowie nicht-allergischer Form. Es können auch Mischformen des Asthmas auftreten. Bei Kindern tritt häufiger das allergische Asthma auf. Pfeifende, rasselnde Atmung oder Atemnot beim Toben und Spielen können Anzeichen für Asthma oder für Vorstufen der Erkrankung sein. Die meisten Asthmatiker reagieren nicht nur auf einen Reiz. Die Übergänge zwischen allergischem und nicht-allergischem Asthma sind fließend.
Beim allergischen Asthma lösen sogenannte Allergene (Allergie auslösende Stoffe in der Umwelt) wie Tierhaare, Schimmelpilzsporen, Pflanzenpollen, Hausstaub und Hausstaubmilben die genannten Symptome aus. Etwas seltener können auch Medikamente oder bestimmte Lebensmittel Auslöser sein.
Daneben gibt es das nicht-allergische Asthma, dessen eigentliche Ursache bislang nicht bekannt ist. Die Asthmatiker reagieren dabei auf unspezifische Reize wie Lösungsmittel, Reinigungsmittel, Raumsprays, Kaltluft, Tabakrauch oder Parfüms. Derzeit sind mehr als 200 Auslöser berufsbedingter asthmatischer Erkrankungen bekannt. Dazu kommen Reize aufgrund der Schadstoffbelastung der Luft. Asthmasymptome können auch nach körperlicher Anstrengung wie Sport, Radfahren oder Treppensteigen auftreten.
Asthma gilt nicht als psychisch bedingte Krankheit, da als Ursachen psychische Faktoren ausscheiden. Seelische Belastungen wie Stress, Hektik und Ärger können hingegen die Krankheitsempfindlichkeit steigern oder sogar direkt einen Asthma-Anfall auslösen. Familienuntersuchungen geben Hinweise darauf, dass sowohl die Vererbung als auch Umwelteinflüsse an der Entstehung von Asthma beteiligt sind.
Übertriebene Hygienemaßnahmen als Grund für steigende Allergien?
Manche Allergologen sehen übertriebene Hygienemaßnahmen als Hauptgrund für den starken Anstieg von Allergien. Aktuell haben Forscher experimentell nachgewiesen, dass der Darmkeim Helicobacter pylori zuverlässig vor allergiebedingtem Asthma schützt. Mäuse, die schon kurz nach der Geburt mit dem Bakterium infiziert wurden, reagierten selbst auf stark Asthma auslösende Substanzen kaum oder viel schwächer als nicht behandelte Tiere. Rund die Hälfte der Menschen ist nach Schätzungen mit dem Helicobacter pylori infiziert. Teilweise kann die Infektion gewisse Symptome wie Magengeschwüre, Gastritis oder sogar Magenkrebs auslösen. Wird oft vorbeugend der Darmkeim mit Antibiotika bekämpft, dann gehen laut Studie die Resistenz gegen die Asthma-Allergene verloren.
Asthma gehört zu den Erkrankungen, die nur in sehr seltenen und besonders schweren Fällen lebensgefährlich sein können. Doch trotzdem sollte beim geringsten Verdacht auf Asthma ein Arzt aufgesucht werden, der die Diagnose, den Schweregrad der Erkrankung und die notwendigen Behandlungsschritte ermitteln und festlegen kann. Im Mittelpunkt des Arztbesuches stehen die Befragung und die körperliche Untersuchung. Das Messen der Lungenfunktion (Peak-flow-Messung und Spirometrie) werden bei einem Verdacht auf Asthma durchgeführt.
Abwehrreaktionen beim Asthmaanfall
In den unteren Atemwegen herrscht bei Asthmatikern eine ständige Entzündungs- und Abwehrbereitschaft vor. Deshalb sind die Bronchien überempfindlich und reagieren auf eigentlich harmlose Reize mit einer heftigen Abwehrreaktion. Bei einem Asthmaanfall verengen sich die Bronchien krampfartig, die Schleimhäute in den Bronchialwänden schwellen an und bilden glasigen Schleim, der sich nur schwer abhusten lässt. Dies führt zu pfeifenden und brummenden Atemgeräuschen mit trockenem Husten. Daneben kommt es zu einem Engegefühl in der Brust sowie zunehmender Atemnot.
Warnsignale rechtzeitig erkennen
Es gibt einige Warnsignale, die rechtzeitig erkannt werden sollten. Dazu zählen sonderbare Geräusche beim Ein- oder Ausatmen, hartnäckiger Dauerhusten mit Auswurf von Schleim und eine ungewöhnliche Atemnot, die sich nicht durch normale körperliche Belastung erklären lässt. Ein Asthmaanfall kann wenige Minuten bis mehrere Stunden anhalten.
Therapiemöglichkeiten und Vorbeugung
Wird eine Allergie nachgewiesen, dann muss zunächst der auslösende Stoff gemieden werden. Das kann die Abschaffung von Haustieren oder ein Berufswechsel sein, um den Kontakt zu Reizstoffen zu vermeiden. Eine Hyposensibilisierung kommt bei Asthma in Betracht, das durch Milben oder Pollen ausgelöst wird. Asthmamedikamente können nach ärztlicher Absprache zur Linderung der Beschwerden ein wirksames Mittel sein. Je nach Schweregrad des Asthmas werden unterschiedlich dosierte Glukokortikoide inhaliert. Neben Dauermedikation kommen zur Behandlung und Vorbeugung aber auch andere wirkungsvolle Maßnahmen, wie das Inhalieren eines Sprays in Betracht.
Verzichten Sie aufs Rauchen und versuchen Sie, Passivrauchen zu vermeiden. Auch See- und Bergluft kann positiv auf Asthmakranke wirken. Sorgen Sie für ausreichend Bewegung und treiben Sie Sport. Vorher sollten Sie bei der Auswahl der richtigen Sportart sich vom Arzt untersuchen und beraten lassen. Fangen Sie langsam mit dem Sport an und steigern Sie die Intensität erst nach und nach. Ganz wichtig ist es beim Sporttreiben mit Asthma, abrupte Wechsel zwischen hoher Belastung und Ruhe zu vermeiden, denn darauf können die Atemwege mit asthmatischen Beschwerden reagieren. Geeignet sind alle Ausdauersportarten, aber auch gezieltes Krafttraining.
Finden Sie heraus, unter welchen Umständen bei Ihnen ein Asthma-Anfall auftritt, und gehen Sie möglichst diesen Situationen aus dem Weg. Nehmen Sie an einer Asthmaschulung teil. Dort lernen Sie was im Notfall zu tun ist und auch die Zeichen des Körpers richtig und rechtzeitig zu verstehen. Wichtig bei einer Schulung ist ebenfalls das Erlernen von speziellen Atemtechniken für den Asthmaanfall, das korrekte Inhalieren der Medikamente und der richtige Umfang mit einem bronchienerweiternden Spray.