Die Traditionelle Chinesische Medizin ist für viele Menschen besonders ansprechend, weil sie als ganzheitliche Medizin eine Trennung zwischen Körper, Geist und Seele nicht kennt. Der Mensch wird als Einheit betrachtet und behandelt. Als Pluspunkt der TCM wird gesehen, dass es vor allem um die Vermeidung von Krankheiten und nicht um deren Bekämpfung gehe. Eine Krankheit ist eine Störung des Gesamtorganismus, die auch nicht getrennt von der Umwelt betrachtet werden kann. Bei der TCM geht es um das Erkennen von Erkrankungen und das Verstehen des eigenen Organismus. Die Traditionelle Chinesische Medizin will die Schulmedizin wirkungsvoll ergänzen und nicht ersetzen.
Lebensenergie Qi
Für die Gesundheit ist bei der TCM ein ausgeglichener Energiefluss im Körper verantwortlich. Wird dieser gestört oder blockiert, kommt es zu Beschwerden. Jede Energie sollte ausgewogen zwischen den Polen Yin und Yang vorhanden sein. Ist zu viel oder zu wenig Lebensenergie, der sogenannten Qi vorhanden, wird ein bestimmter Körperteil krank, und das wirkt sich über die Leitbahnen (Meridiane) auf den gesamten Körper aus. Meridiane werden als Liniennetz angesehen, das sich über den gesamten Körper zieht. Bei der TCM-Behandlung geht es stets darum, das aus dem Lot geratene Gleichgewicht wiederherzustellen, um so den Fluss der Lebensenergie Qi anzuregen und die Selbstheilungsfunktionen des Körpers zu wecken.
Diagnostik anhand von Zunge und Puls
Ein TCM-Arzt nimmt sich viel Zeit für die Diagnostik. Anhand der Pulsqualität, sowie Form und Farbe des Zungenbelags kann er erkennen, was sich im Organismus des Patienten im Detail abspielt. Der Arzt fühlt mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger den Puls an drei verschiedenen Stellen des Handgelenks und an drei verschieden Schichten. Dabei ist weniger entscheidend, ob der Puls zu schnell oder zu langsam ist, sondern die sogenannte Pulsqualität. Die TCM kennt 28 unterschiedliche Arten. Bei der Zungendiagnose schließt der Arzt aus Form, Farbe und Beschaffenheit der Zunge und Art und Farbe des Zungenbelags auf die Erkrankung. Bestimmte Areale auf der Zungenoberfläche sind in der TCM bestimmten Organen zugeordnet.
Säulen der TCM
Zur Behandlung von Krankheiten werden verschiedene Methoden in Kombination angewandt. Die fünf wichtigsten Methoden in der Traditionellen Chinesischen Medizin sind:
Akupunktur und Moxibustion
Die Akupunktur ist die wohl bekannteste und am weitesten verbreitete Behandlungsmethode der TCM. Bestimmte Punkte, die entlang von Meridianen angeordnet sind, werden bei der Akupunktur mit Nadeln, und bei der Moxibustion mit brennendem Beifuß gereizt. Durch die Nadeln wird die Störung aufgehoben, sodass das Qi wieder harmonisch fließen kann. Nach Expertenmeinung beruht die Wirkung der Akupunktur auf der Ausschüttung von Endorphinen, Kortison und entzündungshemmenden Substanzen im Körper.
Chinesische Arzneimitteltherapie
Die Arzneimitteltherapie stützt sich vor allem auf Heilpflanzen. Diese werden meist in Form von komplexen Rezepturen verabreicht, die individuell auf den Patienten abgestimmt sind. Enthalten sind in der Rezeptur meist Pflanzenteile, wie Wurzeln, Rinden, Blüten, Stengel und Blätter. Sie wecken und steuern Selbstheilungskräfte und unterstützen die Ausleitung von Entzündungen oder Stoffwechselgiften und regulieren das Immunsystem.
Bewegungsübungen
Qigong ist eine chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform. Bei der Übung erzeugt man mit langsamen Bewegungen eine bewusste Verbindung von Bewegung, Atem und Vorstellung. Taijiquan ist eine Kampfkunst, bei der die Bewegungen meist langsam mit einem Minimum an Krafteinsatz ausgeführt werden. Die Übungen werden vor allem vorbeugend zur allgemeinen geistigen und körperlichen Gesunderhaltung des Menschen eingesetzt und weniger zur Behandlung bestimmter Krankheiten oder Beschwerden.
Diätetik
In der TCM spielt die Ernährungslehre eine wichtige Rolle, da man davon ausgeht, dass Nahrungsmittel eine energetische Heilwirkung haben. Lebensmittel lassen sich therapiebegleitend und vorbeugend einsetzen. Sie können die Lebensenenergie Qi heben oder senken.
Massage
Tuina ist eine chinesische Massageform und basiert auf den Lehren der TCM zu Gesundheit und Krankheit des Menschen. Bei der Massageform werden häufig verschiedene Techniken wie Kneten, Greifen, Streichen und Klopfen miteinander kombiniert, um Energieblockaden zu lösen sowie die Lebensenergie Qi und die Blutzirkulation anzuregen.
Kritik an TCM
Von wissenschaftlicher Seite der Schulmedizin wird die Wirksamkeit vieler Behandlungsmethoden der TCM bestritten. Die Grundkonzepte der TCM widersprächen demnach naturwissenschaftlichen Prinzipien. Bei gewissen TCM-Methoden wird von Placebo-Effekten ausgegangen, während jedoch teilweise die Kosten der Akupunktur von Krankenkassen übernommen werden.