Anzeige

Die Rosen-Methode – sanfte, achtsame Berührungen führen zu tiefer Entspannung

Nein, mit Blumen hat diese Heilmethode nichts zu tun. Die "Rosen-Methode" ist eine Körperarbeit, entwickelt von Marion Rosen, einer in die USA ausgewanderten deutschen Krankengymnastin. Sanfte, achtsame Berührung hilft Barrieren zu erkennen und führt zu mehr Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten. Bei dieser Arbeit geht es darum, "sich wieder zu finden" – die Wandlung zu vollziehen von der Person, die wir meinen zu sein, zu der Person, die wir wirklich sind.

Die von Marion Rosen entwickelte Vorgehensweise zielt auf eine behutsame Befreiung unterdrückter, im Körper, besser wohl im Körpergedächtnis, festgehaltener Gefühle, beschreibt Dr. Luise Reddemann diese feinsinnige Körperarbeit. „Dabei ist die Arbeit mit dem Körper oft sehr viel leichter als der Weg über die Sprache und die Kognitionen. Marion Rosens Arbeit zeichnet sich im Unterschied zu manchen anderen körpertherapeutischen Methoden durch ihren großen Respekt vor dem was ist, aus. Zwar will sie lösen und befreien, aber es geht ihr nicht um das Aufbrechen eines Panzers, um Katharsis unter allen Umständen, sondern sie will Menschen achtsam auf ihrem Weg der Selbstentdeckung begleiten.“

Marion Rosen war um die 60 Jahre alt, als sie mit der "Rosen-Methode" in den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts an die Öffentlichkeit trat. Jahre zuvor, noch als junge Frau in Deutschland lebend, war sie Schülerin von Lucy Heyer gewesen und hatte auch zu Karen Horney und Gertrud Lederer Kontakte geknüpft. Sie arbeitete mit Psychoanalytikern zusammen und unterstützte mit ihrer "Berührungsarbeit" die Psychoanalyse. So ist die "Rosen-Methode" ganz aus der Praxis, der Arbeit mit Menschen entstanden. „Es geht hier um eine heilsame Berührung – einer Berührung von verspannten Muskelregionen, die wir uns im Laufe der Zeit wie Schutzwälle aufbauen“, wie Juliane Maria Knoop bei einem Vortrag auf den Lindauer Psychotherapiewochen erläuterte (auch die nachfolgenden Beschreibungen basieren wesentlich auf ihrem Vortrag.)

Schutzhaltungen führen zu dauerhaften Verspannungen

Warum bauen wir Barrieren auf? Die Schutzhaltung hilft uns, nicht bloßgestellt zu sein, uns nicht zeigen zu müssen, macht Rückzug und Zurückhaltung möglich, macht unverletzbarer – so wie wir wirklich sind, geht niemanden etwas an, mit Fassaden und Masken begegnen wir dem Leben. Wenn Gefühle zum gegebenen Zeitpunkt nicht verarbeitet, nicht gezeigt oder zum Ausdruck gebracht werden konnten, – sei es, weil es gerade nicht passte nicht erlaubt war (Kindheit) nicht adäquat erschien oder einfach zu schmerzlich gewesen wäre, dann sind sie verdrängt worden, weggesteckt um zu vergessen. Doch im Unterbewusstsein sind sie noch da, im Körper, in den Muskeln gespeichert. So beginnen wir dann an verschiedenen Stellen im Körper (Rücken, Beine Bauch, Zwerchfell etc.) dagegen zu spannen, nämlich gegen das, was eigentlich gefühlt werden möchte.

Anzeige

Muskeln funktionieren normalerweise so, dass sie sich anspannen und wieder entspannen – das ist ihre Arbeit. Wenn Gefühle festgehalten, verdrängt werden, d.h. nicht geäußert, ausgedrückt werden, können die Muskeln nicht mehr ihre Arbeit tun, sie können sich nicht mehr entspannen, verharren angespannt in einer Hab-Acht-Stellung. Es ist, als hätten sie vergessen, zu entspannen. So kommt es zu chronischen Verspannungen und damit chronischen Schmerzen, energetischen Blockaden; der Atem kann dort nicht mehr frei hindurch, wo das, was neu ins Leben treten möchte, möglichst vermieden wird.

Wie geht nun die Rosen-Methode vor?

Der Klient liegt in der ersten Hälfte der Sitzung auf dem Bauch auf einer Liege, wenn möglich sind Oberkörper und Beine unbekleidet. (Später liegt er dann auch auf dem Rücken). Die Praktizierende erkundet zunächst mit den Augen den ganzen Körper, schaut, an welcher Stelle er nicht den Raum einnimmt, den er einnehmen könnte, wo er sich klein und eng macht, sich versteckt oder gar zurückhält, wo auch der Atem flach ist oder sich nicht zeigt. Wie passen die verschiedenen Teile in ihren Proportionen zueinander? (Schmale Schultern - breites Becken). Welchen Ausdruck zeigt das Gesicht? Schließlich: Welche unbewussten Prozesse haben den Körper so geformt, wie er sich jetzt zeigt?

All das sind Barrieren in Form von muskulären Verspannungen, die uns das Leben eingegrenzter erfahren lassen, wo weniger Möglichkeiten bestehen am Leben teilzunehmen (z.B. Verspannungen am Nacken, in den Armen an Rücken und Beinen). Dort, wo die Muskeln die Erfahrungen von unterdrückten Gefühlen unter Kontrolle halten, nämlich wo sie hart und fest sind, beginnt die Rosen-Therapeutin mit der Berührung. Sie beginnt mit den Händen dort zu arbeiten, wo die Verspannung eindeutig sichtbar ist, z.B. am Rücken; die Hände halten dort inne, wo sie die Verspannungen spüren, begegnen diesen Verspannungen mit Druck, gemäß ihrer Stärke, berühren mit allen Teilen der Hände (Handballen, Daumen, Finger etc.). „Es ist so, als ob alle Sinnesorgane in den Händen vereinigt seien, sie tasten nicht nur, sondern schmecken, riechen, schauen. Es sind neugierige Hände“, verdeutlicht es Juliane Knoop.

Das Innehalten an einer Stelle erfolgt so lange, bis beim Klienten eine Veränderung spürbar oder sichtbar wird – sei es in der Atembewegung, sei es im Gesichtsausdruck, in der Farbe der Haut, dem Flattern der Augenlider. Häufig spürbar auch das Weicher- und Flacherwerden der verspannten Muskulatur. Durch die Berührung entsteht ein Bewusstsein in den Körperzellen, das sich dem intellektuellen Wissen nicht erschließt. Diese Berührung, die nichts fordert, nichts erreichen will, schlicht erwartungslos ist, macht es dem Klienten möglich sich tief zu entspannen und sich gleichzeitig seines Festhaltens bewusst zu werden; damit einher eröffnet sich der Raum mit verborgenen Gefühlen in Kontakt zu kommen, diese dürfen nun auftauchen und bewusst werden, in Form von Erinnerungen, Bildern, auch Gerüchen und Farben.

Beim erneuten "Erleben" wird das dazugehörige Gefühl integriert

In dem Moment wird Erlebtes wieder "erlebt", diesmal jedoch verbunden mit dem "dazugehörigen" Gefühl, jenem Gefühl das damals nicht gezeigt werden durfte oder konnte, und nun über viele Jahre oder gar Jahrzehnte mit Hilfe der Muskelverspannung unter Kontrolle gehalten, darin verwahrt wurde. In ihrer Erinnerung wissen die Klienten um die Geschichte, haben sie vielleicht auch schon des öfteren anderen mitgeteilt, was jetzt hinzu kommt ist das Gefühlte, z.B. Angst. Wie Marion Rosen in ihrem Buch schrieb: „Die Rosen-Methode hilft Klienten, die gefühlte Bedeutung früher emotionaler Verletzungen zu erfahren.“ Die aufnahmebereiten aufmerksamen Hände schaffen Raum für die innere Stimme des Klienten. In dieser offenen Berührung entsteht Hingabe zu sich selbst und das Sich-Annehmen. Das, was hinderlich und eingrenzend, ja unnötig war, kann jetzt erkannt, alte Glaubenssätze und Denkmuster können neu angeschaut oder aufgegeben werden. So angenommen zu sein, wie ich bin, mit all meinen kleinen und großen Unzulänglichkeiten, gibt eine Kraft, die weit über das hinausgeht, wie man sich bisher selbst wahrgenommen hatte. Oftmals reicht es schon aus, dass die Menschen durch die Berührung sich ihrer enormen Anspannung gewahr werden und dann loslassen können. Das Festhalten braucht sehr viel Energie, das merken wir nicht, wir merken es erst dann, wenn diese Energie zum Festhalten nicht mehr gebraucht wird, sondern für Kreativität zur Verfügung steht.

Die Atmosphäre, die zwischen Klient und Praktizierendem entsteht, macht es möglich, den an die Oberfläche tretenden Gefühlen Ausdruck zu verleihen, verbal und nonverbal. Jetzt können Tränen über längst Vergessenes fließen, Licht kann in das Dunkel, Luft in das Zusammengepresste gelangen. Marion Rosens Leitsatz liegt ein Wort aus dem Thomas-Evangelium (Kap. 70) zugrunde. Es lautet: „Wenn du das hervorbringst, was in dir ist, wird dich das was du hervorbringst retten. Wenn du nicht hervorbringst was in dir ist, wird dich das, was du nicht hervorbringst zerstören.“ Auf die Arbeit der Rosen-Methode übertragen: Unsere verdrängten Teile in uns arbeiten gegen uns; sie bringen Krankheiten, Einschränkungen in physischer und psychischer Form. Der Schlüssel der Rosen-Methode ist der Atem

Das Zwerchfell ist eine Art "Stimmungsbarometer". Über das Atemmuster erhält der Körpertherapeut wichtige Informationen: Welcher Standpunkt wird verkörpert, welcher Platz im Leben eingenommen? Juliane Knoop: „Auf die Atembewegung richten wir während der Berührung unsere Aufmerksamkeit, nehmen Veränderungen wahr; sie deuten darauf, dass auch innerlich etwas in Bewegung kommt, sobald die Berührung tiefer dringt, der Atem das Verdrängte aus den tieferen Schichten hervorholt. So ist der Verlauf des Atems wie ein roter Faden, dem wir folgen und nie wissen, wohin es uns führen wird, welche Teile am Ende einer Sitzung das Gesamtbild runden.“ Wenn sich im Laufe der Sitzung das Zwerchfell in der Atembewegung entspannt, entsteht ein friedliches, nährendes Wohlgefühl, eine Gelassenheit und ein Annehmen von dem, was ist.

Die Bedeutung der Worte bei der Rosen-Methode

Was der Körpertherapeut am Körper wahrnimmt, wird dem Klienten auch mitgeteilt. Es sind kurze Mitteilungen, z.B. über die Atembewegung, über das Festhalten bestimmter Körperregionen. Julinae Knoop: „Es ist nicht unsere Aufgabe, den Klienten zu interpretieren oder ihm Ratschläge zu geben. Im Gegenteil, wir beschränken uns auf Aussagen über das, was wir im Körper sehen. Wenn der Klient sich dann mitteilt, beobachten wir den Atem, achten auf die Stimme, geben zurück, inwieweit der Köper das Gesagte bestätigt. Wir bleiben neutral.“ Bei Beginn stellen die Rosen-Therapeuten oft ganz allgemeine Fragen. Sie erkundigen sich nach Lebensumständen, etwa der Lebensweise, den menschlichen Beziehungen, Krankheiten, den Beruf betreffend. Wenn der Körper bei diesen Gesprächen auf die Berührung reagiert, fragen die Behandler z.B.: „Was ist da? Was geschieht gerade?“ Die Worte helfen dem Klienten zu spüren, was gerade in ihm vorgeht, was für ihn in dem Moment wahr und wichtig ist.

Kommt der Klient mit seinen Gefühlen in Verbindung, fühlbar durch das Aufgeben der Anspannung, sichtbar z.B. an nur einer Träne, die aus dem Augenwinkel rollt, schweigen die Therapeuten, die Hände werden still, bleiben präsent, dem Klienten wird Raum gegeben, mit dem zu sein, was gerade auftaucht. Die Klienten werden in keiner Weise be- oder gedrängt. Der Respekt, den die Therapeuten ihnen entgegenbringen, macht es ihnen möglich, den Weg zu zeigen, der zu ihren zurückgehaltenen Gefühlen führt. Erwartet man gar nichts, scheinen Klienten am meisten mitzuteilen. Vielleicht ist es die Liebe, ihre Angst oder ihr Schmerz, worüber sie nie vorher gesprochen haben. Und nun die Erleichterung – endlich nichts mehr zurückhalten zu müssen!

Die schwedische Wissenschaftlerin Dr. Kerstin Uvnäs-Moberg hat ein Buch mit dem Titel "Lugn" (dt.: Ruhe ) veröffentlicht. Sie fand heraus, dass jedes Mal, wenn wir in nicht-aggressiver Weise berührt werden, das Hormon Oxytocin freigesetzt wird. Es bringt dem Berührten Frieden und Erfüllung. Wenn diese Entspannung eintritt, dann haben die Menschen auch Verbindung zu ihren Gefühlen. Ohne diese Nähe zu leben, sagt sie, hat nachteilige Folgen auf die Gesundheit. Dr. Moberg hat die Rosen-Methode kennen gelernt und sich in diesem Sinne in einem Interview dazu geäußert.

Das wichtigste Ziel der Rosen-Körperarbeit ist es, Menschen zu ihrem inneren Wachstum zu verhelfen. Sie darin zu unterstützen, ihr Potential zu entdecken und zu nutzen. Häufig werden Rosen-Therapeuten mit folgenden Themen konfrontiert:

  • Körperliche, spannungsbedingte Beschwerden (z.B. Rücken, Nacken, Schulter, Kopf)
  • Beziehungsprobleme, Partnerschaft, Eltern-Kind
  • Themen wie Trennung, Hinterfragen von Lebenskonzepten/Glaubenssätzen, Entscheidungen treffen
  • Probleme am Arbeitsplatz

Erreichbare Ziele können dann sein:

  • Stärkung des Immunsystems
  • Entwicklung potentieller Kräfte
  • Selbstvertrauen /Selbstliebe
  • Gelassenheit / Geduld
  • Freude / Genuss
  • Das Leben wird simpler, vereinfacht sich
  • Klarheit im Erkennen/Klareres Sehen
  • Kraft
  • Toleranz
  • Kreativität
  • Wissen, was man wirklich will
Anzeige