Anzeige

Osteopathie – Heilung durch sanfte Handgriffe

Die Osteopathie betrachtet den Patienten immer in seiner Gesamtheit. Auch beschäftigt sich die Osteopathie nicht mit der Behandlung einzelner Symptome, sondern will immer die Ursachen von Beschwerden aufspüren und behandeln.

Behandlung des HüftgelenksFoto: Verband der Osteopathen Deutschland e.V.

Hört man sich im Freundes- und Bekanntenkreis um, dann gehen sehr viele Leute heutzutage zum Osteopathen. Das manuelle Diagnose- und Behandlungskonzept ist gefragt wie nie. Was ist der Grund dafür? Die Osteopathie zählt zu den Methoden der manuellen Medizin, gilt als Verfahren der Alternativ- oder Komplementärmedizin. Das Prinzip lautet: Behandeln allein mit den Händen, mit der Betrachtung des Patienten in seiner Gesamtheit und mit viel Zeit und Zuwendung. Die Hände des Therapeuten dienen auch dazu, Funktionsstörungen im Körper zu ertasten und aufzuspüren. Die Osteopathie eignet sich dazu bei vielen chronischen Gesundheitsstörungen.

„Leben ist Bewegung“, lautet der wichtigste Grundsatz der Osteopathie, die jetzt auch in Deutschland immer mehr angewendet wird. Sie hilft vor allem bei Beschwerdebildern, bei welchen die Schulmedizin keine organische Ursache finden kann. Mit gezielten Handgriffen wird das Muskelgewebe gelockert, damit die natürliche Bewegung wieder in die richtige Richtung geht. So wird dem Körper geholfen, Funktionsstörungen selbst zu beheben. Osteopathen leisten also Hilfe zur Selbstheilung.

In den USA, Frankreich und Großbritannien gehört diese ganzheitliche Therapiemethode schon seit vielen Jahren zu den bekanntesten und erfolgreichsten Verfahren, wenn es um die Behandlung so genannter „Funktionsstörungen“ geht. Unter diesem Begriff fasst man alle körperlichen Beschwerden zusammen, die sich nicht oder nicht hinreichend auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen. An erster Stelle stehen dabei – neben Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit und Erschöpfung – verspannungsbedingte Schmerzen vor allem des Bewegungsapparates, ferner Herz-Kreislauf-Probleme, Magen-Darm-Beschwerden und pseudoneurologische Symptome.

Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz entdecken Ärzte, Heilpraktiker und Psychotherapeuten die Wirksamkeit dieses ausgesprochen sanften Verfahens, das einst vom amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still (1828-1917) entwickelt wurde. Er legte in mehreren Büchern das theoretische Fundament für dieses Heilverfahren. Still war durch intensive Naturbeobachtungen und Anatomiestudien zu der Erkenntnis gelangt, dass sich Gesundheit im Körper durch Bewegungen und durch das perfekte Zusammenspiel von Organen, Knochen und Muskeln zeige. Da diese wie in einem Netzwerk miteinander verknüpft seien, könnten Bewegungseinschränkungen und Störungen vor allem der Gelenke und Faszien (bindegewebige Umhüllungen von Muskeln und Muskelgruppen) auch an anderen Organen und Körperregionen Symptome auslösen.

Untersuchung der Bindegewebsspannung am RückenStill entdeckte, dass man diese Blockaden – er sprach von einer „Grundspannung“ – mit den Händen erspüren und durch sanfte Berührungen und vorsichtigen Druck lösen kann. Dadurch würden die Selbstheilungskräfte des Körpers angeregt und die Harmonie im Körper wiederhergestellt.

Anzeige

Eine besondere Rolle maß Still den Arterien bei. Für ihn stand fest, dass alle Körperfunktionen von der Ver- und Entsorgung durch das Gefäß- und Nervensystem abhängen. Neben blockierten Gelenken und verspannten Muskeln kann deswegen auch eine Arterienverkalkung die Versorgung des Körpers durch den Blutkreislauf und das Lymphsystem behindern und zu Symptomen führen.

Nach osteopathischer Auffassung überträgt also das Bindegewebe Störungen von einem Körperteil auf andere. So kann sich etwa eine Verletzung des Knies über das Umgebungsgewebe auf die Hüfte und von dort auf die inneren Organe ausbreiten. Verdauungsprobleme können somit Ausdruck einer Knieverletzung sein.

Diese Zusammenhänge ertastet ein Osteopath anhand von Verspannungen. Seine Hände sind sein einziges Instrument. Mit speziellen, behutsamen Griffen lockert er Muskeln, aktiviert die Nerven oder verbessert den Durchfluss in Venen, Arterien und Lymphbahnen. Ein Osteopath aktiviert auf diese Weise die Selbstheilungskräfte im Körper. Durch das Lösen der Bewegungseinschränkungen kann der Körper Funktionsstörungen selbst beheben.

Osteopathie: Testung des Beckens In der Osteopathie geht es nicht nur darum, akute Schmerzen zu behandeln, sondern der Therapeut sucht nach der Störung „1. Ordnung“, dem Ursprungsproblem, das weitere Beschwerden und Verformungen nach sich gezogen hat.

Osteopathen vollbringen gelegentlich Wunderbares – so mancher hat schon nach einer Behandlungsstunde berichtet, dass er keine Schmerzen mehr habe – wollen aber keineswegs Wunderheiler sein. Osteopathen sehen sich eher als Mechaniker, die bestrebt sind, das riesige Uhrwerk Mensch, das durch ein blockiertes Rädchen gestört wurde, wieder in Gang zu bringen. Denn ähnlich wie bei einem Uhrwerk hat auch beim menschlichen Körper das kleinste defekte „Zahnrad“ letztlich massive Auswirkungen auf den gesamten Organismus.

Antworten auf die wichtigsten Fragen zur osteopathischen Behandlung:

Bei welchen Beschwerden ist es sinnvoll, sich an einen Osteopathen zu wenden?

Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Am Bewegungsapparat lassen sich Blockaden von Gelenken und der Wirbelsäule sowie akute und chronische Schmerzen mit traumatischem und degenerativem Ursprung behandeln. Beispiele für den Bereich der inneren Medizin sind funktionelle Herzbeschwerden, Verdauungsstörungen, Organsenkungen, Operationsfolgen wie Vernarbungen und Verwachsungen. Oder im urogenitalen Bereich chronische Blasenentzündung, Inkontinenz und Nierenprobleme. Im Hals-Nasen-Ohren-Bereich lässt sich Osteopathie gegen Kopfschmerzen, Nasennebenhöhlenentzündung, Schwindel, Tinnitus, zur Bissregulierung oder bei Kiefergelenkproblematiken einsetzen.

Frauen bietet die Osteopathie Abhilfe bei Menstruationsbeschwerden, Wechseljahrsbeschwerden oder Unfruchtbarkeit und ist zur Geburtsvorbereitung und -nachsorge nützlich. Speziell in der Kinderheilkunde wird die Osteopathie häufig und erfolgreich angewendet, da das kindliche Gewebe lange Zeit formbar und dadurch schneller positiv zu beeinflussen ist als bei Erwachsenen. Beispiele: Schädel- und Gesichtsverformungen, Schiefhals, Skoliose, Entwicklungsverzögerungen, Hüftdysplasien.

Was fällt nicht in das Aufgabengebiet eines Osteopathen?

Zwar sind grundsätzlich keine Nebenwirkungen zu befürchten. Doch generell wird empfohlen, im Vorfeld mit einem Schulmediziner über mögliche Risiken zu sprechen, zum Beispiel bei Nieren- oder Gallensteinen, einer Thrombose-Erkrankung oder bei Verwendung einer Verhütungsspirale. Die Grenzen der Osteopathie sind erreicht, wenn das Körpergewebe bereits zerstört ist. Auch gebrochene Knochen kann der Osteopath nicht heilen. Bei schweren Krankheiten wie Krebs ist ohnehin immer ein Facharzt gefragt. Ebenso wird der Osteopath niemals akute Entzündungen behandeln.

Wie lange dauert eine Behandlung und wer bezahlt die Kosten?

Eine Behandlung dauert zwischen 20 und 60 Minuten. Einige private Krankenversicherer übernehmen die Kosten für die Behandlungen, was aber vorher schriftlich abgeklärt werden muß. Im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkasse ist die osteopathische Behandlung NICHT enthalten, weil wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit noch ausstehen.

Was ist wichtig für das Vorgespräch beim Osteopathen?

Für die Behandlung muss der Osteopath wissen, welche Beschwerden genau vorliegen und wodurch diese beeinflusst werden. Viele Schmerzpatienten berichten beispielsweise, dass sich das Leiden nach bestimmten Mahlzeiten oder nach bestimmten Aktivitäten verschlechtert beziehungsweise verbessert. Vorerkrankungen und eventuelle Operationen wird der Osteopath ebenfalls erfragen. Hilfreich sind auch Röntgenbilder oder andere Befunde aus vorangegangenen ärztlichen Untersuchungen.

Wie viele Behandlungen sind im Schnitt nötig?

Es kann durchaus passieren, dass jemand nach ein bis zwei Sitzungen beschwerdefrei ist. Aber das ist nicht die Regel. Es hängt von den Beschwerden ab. Blockaden kann man möglicherweise schneller lösen, degenerative Beschwerden lassen sich lindern, aber nicht beheben. Nach drei Behandlungen sollte jedoch eine Verbesserung spürbar sein, sonst macht eine Weiterbehandlung keinen Sinn. Zwischen den Sitzungen werden etwa zwei bis drei Wochen Pause zur Selbstregulierung eingehalten. Die eigentliche Behandlung findet also zwischen den Behandlungen statt. Der Patient macht sich selbst gesund, der Osteopath lenkt nur.

Woran erkennt man einen guten Osteopathen?

In Deutschland gibt es mittlerweile mehr als 3.000 Therapeuten, die osteopathische Dienste anbieten. Doch Vorsicht: Der Begriff ist in Deutschland nicht geschützt. Das bedeutet, dass sich theoretisch jeder Osteopath nennen kann. Einen guten Therapeuten findet man daher am besten über den Verband der Osteopathen Deutschlands (VOD). Dort sind jene aufgelistet, die eine fünfjährige Ausbildung mit 1.300 Unterrichtsstunden erfolgreich absolviert haben.

Adressen von Verbänden:
Verband der Osteopathen Deutschland e.V. (VOD), Untere Albrechtstraße 5, 65185 Wiesbaden, www.osteopathie.de

Deutsche Gesellschaft für osteopathische Medizin (DGOM), Obere Rheingasse 3, 56154 Boppard, www.dgom.info
Fotos: Verband der Osteopathen Deutschland e.V.
Anzeige