Viele Menschen in der Leistungs- und Spaßgesellschaft leben nach der Devise, dass Schlafen vergeudete Zeit wäre. Verbringen wir doch durchschnittlich 25 Jahre unseres Lebens damit. Um für die Arbeit oder der Party durchmachen zu können, wird zu Aufputschmitteln gegriffen. Unser Schlaf ist aber für unseren Körper und unsere Psyche lebensnotwendig. Auch unser Gedächtnis, unser Wissen und unsere Fähigkeiten hängen stark davon ab, ob wir ausreichend und entspannt schlafen.
Schlaf bedeutet Regeneration des Immunsystems, Abbau von zellschädigenden freien Radikalen, Ausruhen vom Alltagsstress, Aufladen von Energiespeichern, Verarbeiten von Erlebtem und Sammeln von neuen Kräften für die Herausforderungen des neuen Tages. Doch Ein- und Durchschlafstörungen haben zugenommen. Ein Grund dafür ist u.a. verstärkter Druck und Stress an vielen Arbeitsplätzen. Ohne erholsamen Schlaf lassen Leistungsfähigkeit und Konzentration nach. Das Immunsystem wird geschwächt, was das Risiko für Erkrankungen erhöht.
Gesunder Schlaf mit den wichtigen Phasen
Die körperliche Erholung findet nur in der wichtigen Tiefschlafphase statt, die man zum ersten Mal etwa 20 bis 30 Minuten nach dem Einschlafen erreicht. Danach geht es weiter in die REM-Phase (engl.: Rapid Eye Movement), in der sich unsere Augenlider stark bewegen. Diese Phase dient vor allem der geistigen Erholung.
In der Forschung wird vermutet, dass das Gedächtnis besonders in der REM-Phase gelerntes sortiert und Informationen verarbeitet. Etwa alle neunzig Minuten beginnt ein neuer Schlafzyklus, in dem die Schlafphasen in unterschiedlicher Länge durchlaufen werden. Ein erholsamer Schlaf sollte etwa 20% Tiefschlaf und 20% Traumschlaf enthalten. Der Rest teilen sich Leichtschlaf- und Wachanteile. Die Schlafphasen laufen mehrmals hintereinander ab. Der Tiefschlaf findet überwiegend im ersten Schlafdrittel statt.
Wie bleiben uns Dinge im Gedächtnis?
Schlafforscher gehen davon aus, dass im Tiefschlaf eine Verfestigung von Gedächtnisinhalten stattfindet. Also ein Prozess der Gedächtniskonsolidierung, bei dem Gelerntes so im Gehirn verankert wird, dass es immer wieder abgerufen werden kann.
Das Ordnen, Sortieren und Strukturieren der Informationen erfolgen in der Rapid-Eye-Movement-Phase. Auch Erlebnisse des vergangenen Tages werden in der Schlafphase bewertet und unbewusst unseren Erfahrungen zugeordnet. In der REM-Phase werden nicht nur neu aufgenommene Eindrücke verarbeitet, sondern auch Ereignisse und Informationen, die schon länger zurückliegen.
Wenn neue Inhalte hinzukommen, werden bestehende Strukturen im Gehirn verändert oder umorganisiert. Für die Speicherkapazität in unserem Kopf ist es aber auch wichtig, Dinge zu vergessen und dieses aus dem Gedächtnis zu löschen. Erscheinen uns Inhalte nicht mehr wichtig, dann wird es von unserem Gehirn aussortiert.
Lernaktiver Schlaf
Anhand von Studien konnte auf einen Zusammenhang zwischen der Schlafqualität und der Festigung von Gedächtnisinhalten geschlossen werden. Ständiger Schlafmangel und Stress verringert die Gedächtnisleistung. Kommt der Körper nicht zur Ruhe, wird während des Schlafes vermehrt das Stresshormon Cortisol freigesetzt, welches die Speichervorgänge in den Gedächtnissystemen behindert.
Wer hingegen den Lernstoff vor dem Schlafengehen noch einmal wiederholt und ausreichend schläft, der schneidet meist bei den Prüfungen und Aufgaben besser ab. Bis ins hohe Alter ist das menschliche Gehirn in der Lage, neues Wissen zu verarbeiten und zu speichern. Durch das Lernen bilden die Nervenzellen im Gehirn neue Verknüpfungen. Je mehr der Kopf trainiert wird, umso dichter wird das Netz der Nervenzellen und das Wissen kann bei Bedarf schnell abgerufen werden.
Hilfe bei Schlafstörungen
Anstatt bei Schlafproblemen zu chemisch-synthetischen Schlafmitteln zu greifen, sollten Sie natürliche Mittel, wie Baldrian, ausprobieren. Vermeiden Sie möglichst einen Nachmittagsschlaf. Der Schlafraum sollte ein angenehm kühles Raumklima mit 16 bis 18 Grad haben und nicht lärmbelastet sein. Schlafen Sie bei völliger Dunkelheit und schalten Sie das Licht beim Zubettgehen mit der Absicht aus, einzuschlafen. Die benötigte Schlafdauer ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Zwischen 5 und 9-10 Stunden gilt als normal. Wichtig ist die Anpassung der Schlafqualität an den eigenen biologischen Rhythmus und die körperliche sowie geistige Leistungsfähigkeit am nächsten Tag.
Für Kinder gibt es einige Richtwerte: Kindergartenkinder brauchen täglich etwa 11 bis 13 Stunden Schlaf, Grundschüler sollten nachts 10 bis 11 Stunden schlafen und Jugendliche mindestens 9 Stunden. Damit es mit dem ausreichenden Schlaf klappt, sind regelmäßige Zubettgehzeiten wichtig.
Der Körper steckt ein paar Nächte ohne ausreichenden Schlaf meist problemlos weg. Halten die Störungen jedoch über Wochen an, schlagen sie aufs Gemüt und machen krank. Bei ständigen Schlafproblemen empfiehlt sich eine ärztliche Behandlung, bei der die Ursachen der Schlafstörung durch Therapietechniken angegangen werden.