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Richtig Nein sagen! Wie gelingt das?

Zwar nur ein kleines Wort, doch vielen Menschen fällt es schwer es auszusprechen. Wer jedoch nicht „Nein“ sagen kann, schadet nicht nur sich selbst, sondern auch anderen.

Nein sagen

Wochenlang haben Sie sich darauf gefreut, heute Abend ist es endlich soweit: Sie haben zwei Karten für das Konzert Ihres Lieblingssängers ergattert und werden in wenigen Stunden mit Ihrem Partner dort sein. Um 18 Uhr wollen Sie direkt vom Büro aus los, doch da kommt Ihnen Ihr Chef entgegen. Morgen früh haben wir doch unsere Kundenpräsentation. Leider entsprechen die Folien noch nicht meinen Vorstellungen. Können Sie die Präsentation bitte nach meinen Anmerkungen überarbeiten? Sonst können wir die Ausschreibung in dieser schwierigen Zeit nicht gewinnen.“

Wie reagieren Sie auf die Bitte des Chefs? Mit einem „Ja“ oder einem „Nein“? Wenn Sie die zusätzliche Arbeit übernehmen, kommen Sie zu spät zum Konzert und enttäuschen Ihren Partner. Im anderen Fall stößt man den Chef vor den Kopf, gefährdet womöglich die besprochene Beförderung oder bringt sich bei der anstehenden Entlassungsrunde in eine ungünstige Position. Ein schwieriger Spagat. Schließlich will man niemanden vor den Kopf stoßen, enttäuschen oder verärgern.

Natürlich sollte jeder von Zeit zu Zeit bereit sein, zu helfen und auch eigene Interessen zurückzustellen. Aber irgendwann kommt für jeden der Punkt, an dem es notwendig wird, eine Bitte abzulehnen und ein klares „Nein“ zu sagen. Wer niemandem einen Wunsch abschlagen kann, hat wahrscheinlich ein ziemlich stressiges Leben. Denn wer immer für alle da ist und nie Nein sagt, ist zwar beliebt, aber auch gestresst, frustriert und fremdbestimmt. Denn für die eigenen Bedürfnisse bleibt oft keine Zeit mehr.

Selbstlose Ja-Sager laufen oft Gefahr, sich zu verzetteln und werden am Ende oft weniger respektiert. Was leicht zu haben ist, ist es für viele weniger wert. Deshalb wird derjenige, der sich zurückhält und bescheiden ist, oft viel mehr respektiert.

Nein sagen lernen

Wenn Sie oft „Ja“ sagen, obwohl Sie „Nein“ meinen, gibt es einige Möglichkeiten, dies zu verbessern und selbstbewusster aufzutreten. Verschiedene Gründe können dazu führen, dass es schwer fällt, eine Bitte abzulehnen. Bereits in der Kindheit wird die Erfahrung gemacht, dass ein Nein eine Ablehnung bedeuten kann. Daraus resultiert die Angst vor Ablehnung und das Bedürfnis, gemocht zu werden.

Menschen mit einem so genannten Helfersyndrom wollen gebraucht werden und haben Schwierigkeiten damit, anderen nicht helfen zu können. Auf Dauer sollte aber ein Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen herrschen. Sonst brennt man früher oder später aus, weil man selbst mit seinen Wünschen zu kurz kommt. Niemand kann es immer allen recht machen.

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Ängste und Taktiken

Auch Ängste können eine Rolle spielen. Im Berufsleben kann die Angst um den Arbeitsplatz das Handeln bestimmen. In wirtschaftlich schwierigen Situationen werden private Bedürfnisse oft zurückgestellt. Das Unternehmen und der Chef gehen immer vor, um beim nächsten Mitarbeitergespräch keine Angriffsfläche zu bieten. Mit Begriffen wie „Teamplayer“ und „Teamgeist und Führung im Team zeigen“ lässt man sich gerne von Kollegen und Vorgesetzten beeinflussen. Wer sich nicht immer gleich dem Team unterordnet und sofort in die Bresche springt, gilt schnell als Außenseiter und wird des Egoismus bezichtigt. Wer aber mit sich im Reinen ist, sollte sich von solchen Manipulationsversuchen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wer sich in solchen Situationen unsicher ist, kann eine nahestehende Vertrauensperson zu Rate ziehen.

Strategien anderer durchschauen

Analysieren Sie das Verhalten von Kollegen und Vorgesetzten über einen längeren Zeitraum. Schauen Sie genau hin, wer etwas von Ihnen will und wie er sich in dieser Situation verhält. Sind aus der Distanz bestimmte Taktiken erkennbar? Appelle an das Gewissen, Überrumpelung, Lob, Schmeichelei, Mitleidstour, Druck oder das Auslösen von Schuldgefühlen sind mögliche Mittel der Einflussnahme. Wenn Sie die jeweiligen Mittel durchschaut haben, können Sie z.B. ein Lob sachlich und bestimmt annehmen, aber nicht unbedingt mit einem „Ja“ zur Übernahme der zusätzlichen Arbeit verbinden.

Tanzen Sie nicht auf allen Hochzeiten

Wer überall dabei sein muss, übernimmt in der Regel auch viele Aufgaben und Gefälligkeiten. Ob im Beruf oder in der Freizeit, man ist immer getrieben, nichts zu verpassen. Hier hilft es, Prioritäten zu setzen. Finden Sie heraus, was wichtig und dringend ist und dabei möglichst noch Spaß macht. Weniger ist oft mehr.

Bedenkzeit erbitten oder sofort entscheiden?

Oft wird eine Bitte dann geäußert, wenn wenig Zeit ist, über die Folgen der zusätzlichen Arbeit nachzudenken. Wir sagen oft leichtfertig „Ja“, um mit der aktuellen Hauptarbeit weitermachen zu können oder um Ruhe vor Diskussionen zu haben. Doch kaum hat man wieder Luft zum Atmen und kann über das Anliegen nachdenken, fühlt man sich oft überrumpelt. Am liebsten würde man aus dem Ja ein Nein machen. Aber niemand möchte als Zauderer dastehen oder als jemand, der nicht weiß, was er will. Bevor man leichtfertig eine Ja/Nein-Entscheidung trifft, sollte man bei einer Überrumpelungstaktik des Gegenübers auf Zeit spielen. Ein renommierter Verhandlungsexperte empfiehlt hier als mögliche Antworten „schwierig“ oder „interessant“.

Ist eine Bedenkzeit sinnvoll? Manchmal sollte man eine Nacht darüber schlafen, bevor man eine Entscheidung trifft, aber oft wird die Ja/Nein-Entscheidung nur vertagt, ohne dass sich neue Erkenntnisse ergeben. Grundsätzlich sollten Entscheidungen nicht immer vertragt werden. Ein klares Nein an der richtigen Stelle und zum richtigen Zeitpunkt ist besser als ständige Kompromisse. Auch wenn man keine Zeit für die Sache hat, muss man einen Teil übernehmen.

Klares Nein

Vielen Menschen fällt es schwer, ein klares „Nein“ zu sagen. Ein paar Tipps können helfen. Sagen Sie freundlich, aber bestimmt ab. Sie können sich auch für das Vertrauen oder den Auftrag bedanken. Vermeiden Sie Floskeln, Ausreden und Rechtfertigungen. Das signalisiert dem Gesprächspartner Entschlossenheit. Die Ablehnung sollte nur mit der Sache und nicht mit der Person zu tun haben. Vorsicht bei der Begründung der Ablehnung. Manche Gesprächspartner fühlen sich dann ermutigt, Sie aufgrund Ihrer Begründung in Diskussionen zu verwickeln.

Am besten ist es, sich immer wieder vor Augen zu führen, was im schlimmsten Fall passieren könnte, wenn man jetzt Nein sagt. Die Welt geht nicht unter und die Erde dreht sich weiter.

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