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Wege aus der Angst

Angst gehört zu den Instinkten der Menschen und warnt vor Gefahren und sichert somit das Überleben. Doch anhaltende Sorgen, Ängste und ständige Panikattacken machen auf Dauer krank. Wie kann damit umgegangen werden? Wann ist es Zeit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen?

München von oben

Jeder Mensch hat schon einmal Angst verspürt. Das kann hoch oben auf einem Turm oder Berg sein, vor einer Prüfung oder vor einer unangenehmen Situation. Ängste spielen bei vielen Menschen in unterschiedlichen Lebensbedingungen eine Rolle. In einer Gefahrensituation hilft es als natürliche Reaktion des menschlichen Körpers schnell zu reagieren. Panikattacken können auch sehr belastend im Alltag sein und zu großen Leistungseinbußen des Betroffenen führen. Dies kann dazu führen, dass der Alltag nicht mehr bewältigt werden kann. Oftmals kommen die Angstzustände in Situationen vor, in denen sich Menschen in ihrer Bewegungsfreiheit eingeengt fühlen wie beispielsweise im Aufzug, öffentlichen Verkehrsmitteln oder einem Stau. Es ist nicht immer leicht eine krankhafte Angst von der normalen Form zu unterscheiden. Nach dem Bundesministerium für Bildung und Forschung leiden 15,3 Prozent der Bevölkerung an Angststörungen.

Typen der Angsterkrankung

Verschiedene Haupttypen gibt es bei Angststörungen. Mit Panikstörung bezeichnet man wiederholte Panikattacken, die durch einen fast überfallartigen Angstanfall gekennzeichnet sind. Intensive Angst wurde ohne Zutun einer bestimmten Situation ausgelöst. Neben dem Angstempfinden treten auch körperliche Symptome wie Herzrasen, Atemnot, Zittern, Beklemmung, Engegefühl in der Brust und Schweißausbrüchen auf. Nach wenigen Minuten kann die Panikattacke vorbei sein oder auch bis zu einer halben Stunde anhalten.

Eine Phobie ist eine unvernünftige Angst vor bestimmten Gegenständen, Personen, Tieren oder Situationen, die sich entgegen besserer Einsicht zwanghaft aufdrängt.

Die Generalisierte Angststörung hingegen ist eine lang anhaltende Sorge oder Angst, die sich über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten erstreckt und nicht nur auf bestimmte Situationen oder Objekte begrenzt ist.

Ursachen von Angststörungen

In den meisten Fällen gibt es nicht die eine bekannte Ursache, die eine Angststörung ausgelöst hat. Stattdessen treffen eine Vielzahl von Ursachen und Faktoren zusammen. Ein Faktor kann eine erhöhte Stressbelastung sein, die eine erste Angstreaktion auslösen kann. Manche Menschen haben eine besondere Anfälligkeit für die Entwicklung von Angststörungen und reagieren leichter auf Angstauslöser. Neurologen haben anhand einer Studie festgestellt, dass konkurrierende Hirnregionen die Ursache dafür sind, dass einige Menschen sich vor vielen Dingen fürchten und andere selbst in Extremsituationen ruhig bleiben.

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Fast jeder hat im Laufe seines Lebens kleine oder größere traumatische Erlebnisse gehabt. Tritt eine bestimmte Begebenheit ein, dann kann das Gehirn die Situation als bedrohlich einschätzen und Schutzreaktionen starten. Ist die Stressbelastung nun zu stark, kann es zu einer plötzlichen körperlichen Reaktion, wie Herzrasen, Atemnot, Zittern oder Schüttelfrost kommen. Meistens reagieren Menschen auf die körperlichen Veränderungen mit Panik und Angst. Solch ein Kreislauf kann mehrfach durchlaufen werden, wodurch sich die Angst hochschaukelt und die körperlichen Symptome stärker werden. Damit keine weiteren Panikattacken mehr stattfinden können, vermeiden Betroffene solche Situationen und ziehen sich immer mehr aus dem sozialen Leben zurück. Solch ein Teufelskreis kann in der Regel ohne professionelle Hilfe nicht durchbrochen werden. Alleine mag sich fast kein Betroffener der Angst aussetzen, diese ertragen und nicht davonlaufen.

Weniger ratsam ist die Angststörung mit Kaffee, Nikotin, Alkohol, Drogen oder Medikamenten zu betäuben. Die Inhaltsstoffe können einen Einfluss auf die Herz-Kreislauf-Funktionen haben und in die Abhängigkeit führen.

Auch bei Kindern und Jugendlichen kann der Alltag durch Prüfungs- und Versagensängste beeinträchtigt werden. Anzeichen dafür können Bauchschmerzen, Übelkeit, Durchfall am Prüfungstag, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche, Zittern, Harndrang, Schlaf- und Konzentrationsstörungen sein. Spätestens wenn die Schule und der Alltag dadurch stark beeinträchtigt werden, sollten Eltern den Hausarzt konsultieren, um mögliche Maßnahmen zu besprechen.

Beispiele von Ängste

Die Akrophobie, auch als Höhenangst bezeichnet, tritt auf Türmen, hohen Bergen, vor Abhängen, auf Brücken, Hochhäusern oder Balkonen auf. Typische Symptome sind Atemnot, Herzrasen, Schwindel und Schwitzen.

Klaustrophobie bezeichnet die Angst vor engen Räumen und die Benutzung von Aufzügen. Betroffene haben Angst vor dem tatsächlichen oder gefühlten Eingesperrtsein. Die Angststörung wird auch Raumangst genannt und äußerst sich in Hyperventilation und Schweißausbrüchen.

Menschen mit Agoraphobie haben Angst vor Situationen, in denen sie sich außerhalb ihrer gewohnten Umgebung befinden. Sie befürchten, dass sie nicht flüchten können und meiden bestimmte Orte, weite Plätze und weite Reisen.

Flugangst (Aviophobie) kann das Alltagsleben einschränken. Besonders wenn Geschäftsreisen oder Urlaubsreisen anstehen, die nur per Flugzeug machbar sind. Betroffene bekommen teilweise schon mehrere Tage vor einer Flugreise oder direkt im Flugzeug Herzrasen, Kopfschmerzen, Übelkeit, schweißnasse Hände oder Magen- und Darmkrämpfe.

Menschen, die unter einer sozialen Phobie leiden, haben Angst davor, Fehler zu machen, sich zu blamieren, kritisiert zu werden, falsche Entscheidungen zu treffen oder in der Öffentlichkeit die eigene Meinung zu vertreten. Die Angst wird meist durch Erröten, Herzrasen, Schwitzen, Atemnot und Zittern verstärkt.

Diagnose und Behandlung

Angsterkrankungen bleiben oft jahrelang unerkannt und unbehandelt. Es dauert meist sehr lange bis die richtige Diagnose gestellt wird. Meistens versuchen Betroffene die Panikattacken und ihr Leiden so lange wie möglich vor anderen zu verbergen. Nach außen soll immer ein perfektes Bild abgegeben werden und innen wird das Angsterlebnis mit sich selbst ausgemacht. Erst wenn der Leidensdruck zu groß wird, dann wird professionelle Hilfe geholt.

Therapie

Angsterkrankungen sind sehr gut behandelbar, wenn sie frühzeitig erkannt werden und professionelle Hilfe in Anspruch genommen wird. Eine unbehandelte Angststörung schränkt hingegen den Alltag des Betroffenen immer mehr ein und kann einen jahrelangen Leidensweg nach sich ziehen.

Die Therapie der Angststörung gilt am erfolgversprechendsten, wenn Betroffene begreifen, welche Gründe hinter ihren Leiden stehen. Wichtig sind kritische Dinge zu beleuchten und anzusprechen, wie auch Alltagsmuster zu hinterfragen.

Da Ängste in aller Regel mit körperlichen Symptomen verbunden sind, kommen in der Angsttherapie Entspannungsverfahren (z.B. Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson) zum Einsatz. Entspannungstechniken helfen aufflammende Gefühle besser in den Griff zu bekommen. Als Sofortmaßnahme ist eine bewusste, möglichst tiefe und langsame Bauchatmung hilfreich, denn eine beschleunigte Atmung verschlimmert die Beschwerden in der Regel.

Für die Behandlung von Angst- und Panikstörungen können verschiedene Therapien eingesetzt werden. Häufig ist es die kognitive Verhaltenstherapie, bei der die Betroffenen lernen, welche Denkabläufe zur Aufrechterhaltung der Angst führen und wie diese bewusst korrigiert werden können. Zusätzlich bedient man in der Behandlung oft der Reizkonfrontation. Betroffene werden unter therapeutischer Begleitung mit den angstauslösenden Situationen oder Objekten konfrontiert, um zu erkennen, dass ihre Befürchtungen und Ängste nicht eintreten. Als Folge sollen die Flucht- oder Vermeidungsstrategien nachlassen, damit der Alltag selbstständig wieder aktiv bewältigt werden kann.

Eine medikamentöse Behandlung gegen Angst setzt vor allem auf Beruhigungsmittel. Anfangs lassen sich meist gute Erfolge feststellen, doch Medikamente können abhängig machen, ohne dass die Ursachen gelöst werden. Auch die Gefahr des Wiederauftretens von Symptomen nach Absetzen der Medikamente ist hoch.

Viele Betroffene profitieren von einer Gruppentherapie. Selbsthilfegruppen bieten eine wichtige Ergänzung in der Therapie. Gespräche mit anderen Betroffenen machen einem bewusst, dass man mit der Angst nicht allein ist.

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