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Soziale Phobie – Gefangen im Blick auf sich selbst

Schüchtern oder doch etwas mehr: Es dauert meist jahrelang bis eine Soziale Phobie erkannt wird. Dabei ist diese häufigste Angststörung gut zu behandeln.

Bahnhofsgedränge

Eine soziale Phobie kann sich im Alltag drastisch auf den Alltag eines Betroffenen auswirken. Es kann so arg sein, dass für einen Betroffenen das Berufsleben oder der Alltag zur Qual wird. Sozialphobiker haben beispielsweise extreme Probleme mit anderen Personen zu sprechen oder anderen Menschen ins Gesicht zu sehen. Anderen Betroffenen ist es unmöglich öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen oder ein Vortrag vor einer größeren Gruppe zu halten. Das zentrale Merkmal ist eine Angst, in sozialen Situationen im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen und sich peinlich oder beschämend zu verhalten.

Jeder hat es schon einmal erlebt: Da möchte man jemanden ansprechen, doch man traut sich wegen der Schüchternheit nicht. Menschen, die unter Sozialer Phobie leiden, ergeht es ähnlich doch um ein vielfaches davon stärker. Es treten regelrechte Ängste auf und die Betroffenen sind getrieben von dem Gedanken, dass sie peinlich wirken oder sich blamieren und von anderen negativ bewertet werden könnten. Jeder Kontakt im Alltag kann zur Höllenqual werden. Manche Betroffene vereinsamen, während andere versuchen ihr Leid in Alkohol zu ertränken oder zu Beruhigungsmitteln zu greifen.

Wie viele Menschen in Deutschland von Sozialer Phobie betroffen sind, können Experten nur schätzen. Rund zehn Prozent der Bevölkerung entwickeln wohl irgendwann in ihrem Leben eine Soziale Phobie. Eine soziale Phobie wird oft erst Jahre oder Jahrzehnte später diagnostiziert. Eine hohe Dunkelziffer bleibt, da Betroffene oft nur als introvertiert und schüchtern eingestuft werden.

Die sichtbaren körperlichen Angstsymptome wie Schwitzen, Herzklopfen, Erröten, Stottern und Zittern fürchten die Betroffenen am meisten. Gerade diese Symptome ziehen die Blicke der anderen Menschen auf sich und es wird noch mehr Aufmerksamkeit erzeugt. Ein Sozialphobiker hat ständig das Gefühl, beobachtet zu werden. Daneben sieht er sich selbst negativ. Die Denkmuster treiben den Betroffenen immer tiefer in die Phobie.

Wie entstehen Soziale Ängste?

Die Ursachen der Angststörung sind vielfältig. Es kann ein einschneidendes Erlebnis in der Kindheit oder Jugend sein, wie auch starke Verunsicherung durch die Erziehung der Eltern. Auch traumatische Erlebnisse in der Kindheit können eine soziale Phobie begünstigen. Eine Hänselei in der Jugend kann bei Erwachsenen noch Jahrzehnte später haften bleiben. Tägliche Belastungen über einen längeren Zeitraum können eine Angststörung auslösen, manchmal auch einzelne belastende Erlebnisse.

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Vermeidungsverhalten als Folge

Wer einmal eine Angstattacke hatte, möchte diese bedrohliche Erfahrung nicht wiederholen. Deshalb wird mit allen Mitteln versucht die angstauslösende Situation in Zukunft zu meiden. Viele Betroffene entwickeln ein Vermeidungsverhalten und den Wunsch, problematischen Situationen aus dem Weg zu gehen. Schon der Gedanke an unangenehme Ereignisse kann reichen, um eine Angstreaktion auszulösen. Irgendwann hat die Angst vor der Angst das Leben fest im Griff. Zwischenmenschliche Kontakte in Beruf und im Privatleben werden auf ein Minimum reduziert.

Behandlung der Sozialen Ängste?

Bevor mit einer Therapie begonnen werden kann, muss die Angststörung durch eine Diagnose abgesichert werden. Hilfreich sind dabei strukturierte Interviews und Fragebögen. Schuldgefühle und die Scham über das eigene Unvermögen verhindern oder verzögern oft den Weg zum Therapeuten.

Eigentlich ist die dritthäufigste psychische Störung nach Depressionen und Süchten gut behandelbar. Vor allem kognitiv-verhaltens-therapeutische Behandlungskonzepte versprechen Erfolg. Mit Hilfe der Kognitiven Verhaltenstherapie können Betroffene lernen, ihre negativen Bewertungen zu überprüfen und durch angemessene Bewertungen zu ersetzen. Beispielsweise soll der Betroffene in Begleitung mit dem Therapeuten im Rahmen der Konfrontationstherapie bewusst in der Kantine vor anderen essen und trinken. Oder der Therapeut begleitet den Sozialphobiker im Bus zum Einkaufen. Dabei wird jeweils die Erfahrung gemacht, dass die schlimmsten Befürchtungen nicht eintreten, sondern die Situation ohne Aufmerksamkeit zu erregen bewältigt werden kann.

Eine erfolgreiche Angstbehandlung braucht meist genügend Zeit, Intensität und Flexibilität. Die Therapie muss genau auf den Einzelfall abgestimmt sein und zwischen Patient und Therapeut sollte ein Vertrauen vorhanden sein. Ist die Angsterkrankung stark ausgeprägt oder liegt zusätzlich eine Depression vor, können begleitend zu kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlungsmethoden spezielle Medikamente eingesetzt werden. Eine soziale Phobie ist gut therapierbar – insbesondere bei frühzeitiger Behandlung.

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